2 15. (8. ausserordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
Häuser mit Dunghaufen auf den Höfen, ungepflasterte Strassen und Felder und Gemüsegärten zwischen den Häusern. Im allgemeinen indes hatte sich Berlin unter der Regierung Friedrich Wilhelms II. sehr zu seinem Vorteil entwickelt.
An einem Plan aus dem Jahre 1795 zeigte der Vortragende, wie weit sich das damals aus lü Stadtvierteln bestehende Stadtgebiet ausdehnte und in welcher Weise es von der durch Friedrich Wilhelm I. angelegten Stadtmauer umschlossen wurde. Darauf begann die Wanderung von Südwesten aus. Von den damals bedeutend höheren Rollbergen bei Rixdorf warf man einen Blick auf die Stadt mit ihren Häusern und Türmen und gelaugte durch die dichtbewaldete Hasenheide an den Tempelhofer Weinbergen vorüber zum Haifischen Thor, hinter dem sich das Rondeei, der heutige Bellealliance-Platz ausbreitete. Durch die Wilhelmstrasse, in deren südlichem Teil sich die schlichten Häuser böhmischer Weber erhoben, während weiterhin sich Paläste bis zu den Linden hinauf hiuzogen, erreichte man die Leipzigerstrasse mit dem alten Leipziger Thor am Achteck und den Wilhelmsplatz mit den Standbildern der Feldherren Friedrichs des Grossen. Die Mauerstrasse mit ihren Kirchen, die Mohrenstrasse und der Gensdarm en- markt mit dem neuerbauteu Schauspielliause und die königliche Bank in der Jägerstrasse wurden vorgeführt, dann der Opernplatz mit seinen prächtigen Bauten, und bei der Schilderung der damaligen Theaterverhältnisse warf Dr. Albrecht auch einige Seitenblicke auf das Verhalten des Publikums im Theater. Es ging sehr gemütlich zu im alten Berlin. Die Zuschauer, welche freien Eintritt zu den Opernvorstellungen hatten, brachten grosse und kleine Hunde, andere ihre Kinder mit ins Theater, die Kadetten kletterten auf die Bänke, um besser sehen zu können, und versperrten dadurch den Hintensitzenden die Aussicht. Da ferner die Damen durch hohe Coiffuren und Hüte ä la Montgolfier den Blick nach der Bühne hinderten, so wurden häufig Rufe, wie „Niedersetzen! Hut ab!“, laut, und dieser Lärm soll im Verein mit dem Kindergeschrei und dem Hundegewinsel einen wenig erquicklichen Genuss der Oper gewährt haben.
Die Wanderung ging dann die „Linden“ hinunter zum Brandenburger Thor, das in der Gestalt, wie es zur Zeit Friedrichs II. aussah, und in seiner neuen, von Langhaus erbauten Form gezeigt wurde, und durch die Dorotheenstadt zurück über den „Katzenstieg“ und die angrenzenden Wiesen nach dem Opernplatz, von wo man über die Neu- städter Brücke zum Zeughaus und dem Palais Friedrich Wilhelms III. und über die Hundebrücke (jetzt Schlossbrücke) in den Lustgarten kam. Dieser wurde damals als Exerzierplatz benutzt und war rings von hohen Pappeln eingefasst, an einer Ecke erhob sich das Standbild d^s Fürsten Leopold von Dessau. Die südliche Seite des Lustgartens