Heft 
(1900) 9
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15. (8. ausserordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjalires.

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wurde vom königlichen Schlosse begrenzt, dem damals noch die Kuppel und die Terrassen fehlten, an der Ostseite streckte der von Friedrich dem Grossen neuerbaute Dom seine zierliche Kuppel in die Luft, und wo heute das alte Museum steht, verband ein breiter Graben die beiden Spreeanne ; die kleine Pomeranzenbrücke führte über ihn zum Neuen Packhof hinüber. Den Abbildungen vom Lustgarten folgten solche vom Schlossplatz mit der Stechbahn, von der Brüderstrasse mit der Petrikirche, von der Langen Brücke mit dem Denkmal des Grossen Kurfürsten und von der Breitenstrasse. Der hier abgehaltene Weih­nachtsmarkt und die Auffahrt der Fürstlichkeiten zur Neujahrs­gratulation wurden nach seltenen Stichen vorgeführt, ferner der Fischmarkt am Köllnischen Rathaus und Handwerkerunruhen aus dem Jahre 1795 in der Lappstrasse*), der jetzigen Petristrasse. Von Alt-Kölln aus führte der Weg über die Jungfernbrücke nach dem Friedrichs­werder hinüber und am Werderschen Markt mit der Doppelkirche und der Münze entlang di9 alte Friedrichstrasse (jetzt Kurstrasse) hin­unter zum Spitalmarkt, von wo man durch die Wallstrasse in den Stadtteil Neu-Kölln gelangte. Dieser wurde im Süden von dem Festungs­graben, dem sogenanntenGrünen Graben, begrenzt, und hinter diesem begann die Köllnische Vorstadt oder das Köpnicker Viertel. Dieser Stadtteil war wenig bebaut, die Strassen verliefen in den Feldern, welche sich nebst Gärten bis zur Stadtmauer und zum Kottbuser und Schlesischen Thore hin ausdehnten. Die Gegend vor dem letzteren, der Schlesische Busch, das Magistratsförsterhaus Treptow und das Dorf Stralow mit seinem volkstümlichen Fischzug wurden besucht und dann die Wanderung durch die nördlich der Spree gelegenen Stadtteile angetreten.

Durch die noch sehr ländliche Stralauer Vorstadt führte der Weg an Obst- und Gemüsegärten und an Holzplätzen neben der Spree vorüber durch die Holzmarktstrasse zur StrasseAn der Contrescarpe (jetzt Alexandeistrasse) und zur Waisen brücke, neben der sich die mit hohem Turm gezierte Hospitalkirche erhob. Durch die Neue Fried­richstrasse und Stralauerstrasse kam man an der Paddengasse vorüber zur Klosterstrasse mit der Parochialkirche und dem grauen Kloster und zum Molkenmarkt mit dem Mühlenhof und dem Hause des Münz­juden Ephraim, und diese altberlinischen Stätten,(sowie die nun folgenden Abbildungen der Nikolaikirche, des alten Rathauses mit der Gerichts­laube und demKaak und des Neuen Marktes mit dem alten Galgen gaben dem Vortragenden Gelegenheit zu interessanten historischen Rück­blicken. Von Alt-Berlin ging es über den teilweise noch jetzt erhaltenen Bau der Königsbrücke zum Paradeplatz, dem heutigen Alexander­platz, hinüber, an dessen südlicher Seite sich das Arbeitshaus, von den BerlinernOchsenkopp genannt, erhob. Bei diesem Bilde gab Dr. Albrecht humoristische Schilderungen von dem Bettelunwesen und

*) Monatsblatt VII, 280.