Heft 
(1900) 9
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Fragekasten.

S. 160) ohne nähere Angabe der Gegend, in welcher diese Benennung üblich ist. Dr. Bolle in seinem oben angeführten Vortrage schreibt (S. 49)Auf dem Lande (?) nennt man ihn wohl auchKneppner Masius in seinen Natur- studien, Charakterbilder aus der Vogelwelt, führt in den Anmerkungen zum Artikel Storch die Bezeichnung Kneppner nicht an, obwohl er dort eine ganze Leihe heimischer und fremder Benennungen des Storches nebst ihren mutmasslichen Erklärungen angiebt.

Die Verbreitung des AusdrucksKnüppner lässt sich zurZeit nach dem geringfügigen Material nicht bestimmen, nur glaube ich annehmen zu können, dass sich derselbe auf den niederdeutschen Anteil unserer Mark beschränkt.

Dass Hohennauen im Gebiete des Niederdeutschen liegt, scheint der dort vorkommende Ausdruck Adebar z u bezeugen.

Die Erklärung, welche Dr. Bolle giebt:Klapperstorch und Kneppner, beides Worte, die dem allbekannten klappernden Ton seiner Stimme ent­lehnt sind ist wohl die richtige, sie ist übrigens auch von Masius (S. 161) als Erklärung für Heinotter angewandt worden, wie für das lateinische ciconia schon früher von Isidor.

Beachtung verdient eine Bemerkung hei V. Hehn: Kulturpflanzen und Haustiere. Berlin, 1874. S. 523:

Sicher sind viele der Tiemamen nur Onomatopöion. Die Erklärung durch unabhängig von einander entstandene Klangnachahmungen reicht in- dess allein nicht aus. Sie widerlegt sich durch den Umstand, dass jene Be­zeichnungen offenbar reihen- und zonenwcisc auftreten und durch ihre zu nahe Übereinstimmung. Wären sie nicht gewandert, sondern auf jedem Boden von selbst entstanden, so würde sich eine viel grössere individuelle Munnichfaltigkeit zeigen, denn jedes Volk hört anders und liebt andere Laut­kombinationen. Nichts spricht dagegen ein Nachbar dem andern leichter nach, als Onomatopöien, Interjektionen, Ausbrüche des Affekts, emphatische und elementare Ausdrücke aller Art.

Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, das« man den volkstümlichen Namen unserer Mark etwas mehr Beachtung schenkt, als es in der Hegel geschieht und gleichzeitig dabei zu beobachten Gelegenheit nimmt, in welcher Gegend noch solche Volksnamen sich trotz des alles nivellierenden Geistes moderner Zeit erhalten haben.

Hanau a/M., Anfang März 1900. j> r -fr. Müller.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

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