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3. (2. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
5. L. Jacobi: Das Römerkastell Saalburg bei Homburg vor der Höhe. 1897. Ein Rand Text und ein Rand Tafeln dazu. Unser Kaiser, als er im vorigen Jahre die interessanten Ausgrabungen besuchte, gab den Auftrag mit Wicderherstellungsarbeiten der alten Römerbauten vorzugehen und so ist denn die Hoffnung vorhanden, die alte Porta Praetoria, die Porta decumana, die Porta principalis sinistra, die Porta principalis dextra und andere hervorragende Bauten des Römerwerks im alten Stile und der früheren Ausgestaltung wieder erstehen zu sehen.
Die Abbildungen der in und bei der Saalburg ausgegrabenen Altertümer haben für die Provinz Brandenburg insofern erhebliche Wichtigkeit, als viele dergleichen Gegenstände auch bei uns gefunden werden, der sogen, römischen Provinzialzeit zugehörig, und man durch Vergleichung mit den Saalburg-Sachen sowohl die Herkunft derartiger hiesiger Fundstücke sowie ihr Alter bequem bestimmen kann.
ö. Ostereier-Gebräuche. In Ergänzung meiner bezüglichen Angaben in der Sitzung vom 25. vorigen Monats seien noch folgende drei Mitteilungen gestattet.
a) Den Schmuck der Ostereier stellen die Wenden im Spreewald eigentümlich her. Am Tage vor dem Ostersonntag versammeln sich Burschen und Mädchen und richten grosse Schüsseln flüssigen Wachses her. In die aufgelöste Masse taucht man feine Holzstiftchcn oder Stecknadeln und zieht dann mit ihnen in unglaublicher Schnelligkeit und Akkuratesse die Zeichnung über das rohe Ei, auf welchem sie nun wie ein Wachsrelief aufliegt. Am ersten Feiertag werden die Eier gekocht. Nachdem zunächst der Farbstoff aufgebrüht und beinahe erkaltet ist, werden die Eier mit der Wachsschicht hineingelegt. Sind sie gut gefärbt, kommen sie in kochendes Wasser und sieden darin, bis der Wachsüberzug zerfliesst. Wo er gesessen, tritt jetzt weiss und deutlich die Zeichnung aus dem farbigen Grund heraus. Das schöngeschmückte Osterei spielt im Volksleben der Wenden eine grosse Rolle. Am ersten Ostertag gehen die Kinder zu ihren Paten und holen „bunte Eier“. Die Mädchen der Nieder-Wendei schenken den jungen Burschen je zwei Eier, dafür halten diese dann das Jahr über in der Kirche die Bank der Sängerinnen in Ordnung. Am Nachmittag des ersten Festtages wird von Klein und Gross „gewaleet“, d. h. mit den Eiern „gekullert“. An allen Ecken des Dorfes finden sich spielende Gruppen zusammen. Eine abschüssige Bahn wird in die Erde geleitet, ein Loch links daneben gegraben. Der erste der Spieler wirft ein Ei hinunter, der zweite folgt. Trifft er das erste Ei, so ist dieses geschlagen und sein Besitzer zahlt dem Treffer 1—2 Pfennige.
b) Ein besonderer Osterbrauch wird von den Kindern noch immer in unserm Vorort Schmargendorf geübt. Geht man in den Oster-