3. (2. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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tagen durch das Dorf, so findet man die Fenster der kleinen Landhäuser allenthalben mit — Ostereiern dekoriert. Alles, was der Osterhase den Buben und Mägdlein am Vormittag an süssen Schätzen „gelegt“ hat, wird auf einen kräftigen Faden gereiht und nun nach Art eiuer Franze quer über die Scheibe gespannt.
c) Mitunter werden die ausgeblasenen Ostereier in der Mark als Mittelkörper eines Vogels behandelt, mit Wachs ein Kopf, Flügel und Schw anz aus leichtem Material, Federwerk und dergl. angeklebt und die solchergestalt hergestellten buntbemalten Vögel an Fäden schwebend aufgehängt.
7. Zu dem Vortrage über Gottfried Schadow, welchen Herr Professor I)r. Galland uns am 21. März gehalten, sei bemerkt, dass leider die ehemalige Künstlerwerkstatt des Meisters jetzt abgerissen wird. Das Atelier befindet sich in dem langgestreckten Quergebäude auf dem Hofe des Hauses Schadowstrasso 10/11, des Wohnhauses des Meisters, dessen lebensvollen Kopf man ausser anderen auf die künstlerische Tlnitigkeit Schadows hinweisenden lteliefbildern an der Fassade sieht. Auf dem vor kurzem in den Besitz des Fiskus übergegangenen Grundstücke des Ateliergebäudes, mit dessen Abbruch am 14. d. M. begonnen werden wird, soll ein Erweiterungsbau des Ministeriums des Inneren errichtet werden.
So verschwindet selbst von den wenigen geschichtlichen Erinnerungen Berlins eine nach der andern.
8. Mittelalterliche Bronzeschalen. Von Dr. Wilhelm Grempler. — Unter diesem Titel befindet sich in den Niederlausitzer Mitteilungen Band VI, Heft 4 eine Arbeit des rühmlichst bekannten Breslauer Altertumsforschers, welche unser Interesse beansprucht und die hiermit vorgelegt wird. Den nächsten Anlass gab die in Band VI, Heft 1 abgebildete Schale, welche die Reichspostverwaltung, als auf ihrem Boden in Guben gefunden, dem Guben er Museum überwiesen hat. Es handelt sich um ziemlich flache Schalen von etwa 25—30 cm Höhe, die im Innern roh graviert, aussen glatt sind. In der Regel ist auf dem Boden ein Kreis ausgespart, in dem sich eine symbolische Figur fides, spes, caritas, patientia, humilitas, pax, bonitas, castitas, fortitudo, justitia und dergl. befindet, während der übrige Raum teils mit rohen Verzierungen teils mit menschlichen Figuren, die ähnliche symbolische Beziehungen (idolatria, invidia, superbia, ira, luxuria) aufweisen, oder klassisch mythologische Figuren, mitunter auch biblische Szenen (z. B. Szenen aus Simsons Leben) darstellen. Die dabei angebrachten Inschriften sind spät romanisch stilisiert und zum Teil, wie auf vielen Münzen derselben Epoche (z. B. auf den fälschlich sogenannten Wendenpfennigen) von ganz falscher Schreibweise, so dass es den Eindruck macht, als hätte der betreifende ausübende Künstler weder lesen noch schreiben kö nn en.
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