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Eduard Zache:
beliebigen Tiefe schweben können und an den hakigen Müttern hängen bleiben.
Für die Verbreitung der Wasserpflanzen sorgen die Wasservögel und die Strömung. Die hakigen Früchte des Hornkrautes heften sich an das Gefieder und den Schnabel. Die Früchte vom Wasserschlauch reifen über dem Wasser und streuen ihre Samen ins Wasser, wo er durch Wassertiere aufgefangen wird. Die Samen der Seerose schwimmen eine geraume Zeit auf der Oberfläche umher und können von der Strömung weiter getragen werden, bevor sie untergehen. Die gelbe Teichrose hat dagegen schwimmende Früchte, welche später zerfallen, so dass ihre Samen untergehen. Die Wasserhühner fressen diese Samen, wobei sie durch eine klebrige Masse an Schnäbeln und Federn festgehalten werden.
Der Eingriff, welchen der Winter in unserem Klima in das Leben der Tiere und Pflanzen macht, äussert sich auch bei den Wasserpflanzen. Natürlich teilen die Luftpflanzen, welcho nur im Wasser wurzeln, «las Schicksal der übrigen und sterben ab, während die untergetauchten z. B. das Hornkraut und die Wasserpest auch im Winter grünen. Ihnen schliessen sich die Wasserlinsen an. Sie häufen im Herbst derartige Mengen von Reservestoffen an, dass sie schwerer werden und zu Boden sinken, um dort den Winter zu überdauern, während sie im Frühjahr wieder emporsteigen. Wasserschlauch, Wasserfeder, Froschbiss, Krebsscheere und das kleine Laichkraut sinken ebenfalls zu Boden, wo sie Winterknospen bilden, welche sich im Frühjahr loslösen und an die Oberfläche kommen. Mit Hülfe ihrer Wnrzelstöcke überwintern Kalmus, Wasserrose, Knöterich und das schwimmende Laichkraut. Endlich bilden noch eine Anzahl im Herbst Knollen und sterben bis auf diese ab, wie Pfeilkraut, Froschlöffel, Binsen und Potamogeton pectinatus.
Wie wenig durchgreifend der Aufenthalt im Wasser auf die Organisation einwirkt, das lehren einige Pflanzen, welche sich für Land- und Wasseraufenthalt einrichten können. Es kommt vor, dass Batrachium- arten in kleinen Tümpeln neben ihren zerschlitzten Wasserblättern und den runden Schwimmblättern noch typische Luftblätter mit Spaltöffnungen an der Unterseite hervorbringen. Ähnlich verhält sich noch der Wasserknöterich. Er hat im Wasser langgestielte, breitlanzettliche, am Grunde herzförmige Schwimmblätter von lederartiger Beschaffenheit. Die Luftform ist dagegen mit sclnnallanzettlichen, sitzenden Blättern besetzt, deren Flächen nicht glatt, sondern runzlig sind.*)
•) Die Angaben entstammen der Arbeit: Zur Biologie der phaneroga- mischen Süsswasserflora von Prof. Dr. Fr. Ludwig in Greiz in „Tier- u. Pflanzenwelt des Süsswassers“ von Dr. Otto Zacharias I. Bd., S. 66. Leipzig 1891.