Heft 
(1900) 9
Seite
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Die Märkischen Seeen.

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Wenden wir uns nun der Tierwelt zu. Unter den Säugetieren, Vögeln und Reptilien finden wir nur wenige, welche das Wasser in ausgesprochener Weise bevorzugen. Von den Raubtieien ist es der Fischotter, von den Insektenfressern die Wasserspitzmaus und von den Nagetieren Biber und Wasserratte. Der Fischotter besitzt eine grosse Menge echter Wassertiermerkmale. Sein walzenförmiger Leib mit den kurzen Beinen, sein stets eingefetteter Pelz, die Schwimmhäute zwischen den Zehen, die verschliessbaren Nasenlöcher und äusseren Gehörgänge erleichtern ihm die Bewegung und das Leben im Wasser. Mit Recht ist er als arger Fischräuber verhasst, wenn man bedenkt, dass ein er­wachsenes Exemplar 2 kg Fische braucht. Während der Biber aus der Mark verschwunden ist, ist der Fischotter noch recht häufig. Aus den Berichten des Fischereivereins für die Mark Brandenburg geht her­vor, dass im verflossenen Jahr 134 Stück erlegt worden sind. Grösser ist die Schaar der Vögel, welche des Nahrungserwerbes und des Schutzes wegen das Wasser aufsuchen, obgleich es keine giebt, welche unter Wasser schwimmend ihre Beute erjagen. Als Fischräuber voran geht der Reiher, dessen langen Beine ihn befähigen, flache Ufer abzusuchen. Deutlichere Wassermerkmale besitzen schon die Sumpfhühner z. B. das Blässhuhn und das grünfüssige Rohrhuhn. Beide schwimmen und tauchen sehr gut und leben schon ganz als Schwimmvögel, obgleich ihre Zehen nur lappige Anhänge und noch keine richtigen Schwimmhäute haben, während ihr Körper noch ganz dem der Hühner gleicht. Zahl­reicher sind schon die Einrichtungen für das Wasserleben bei den Entenvögeln, den Loistensclinäblern, zu denen unsere Enten, Gänse und Schwäne gehören. Der gesamte Körper der Vögel, der ja ursprünglich für das Luftleben eingerichtet ist, macht sie natürlich noch mehr für das Wasserleben geeignet. Die Hohlräume der Knochen, die Luftsäcke, die Luftschicht zwischen Dunen und Deckfedern, alles das kommt ihnen auch beim Schwimmen zu statten, wie es beim Fliegen der Fall 1 ist. Zu diesen gesellen sich noch folgende Einrichtungen für das Wasserleben: die platte Unterseite des Körpers, welche ihm das Aus­sehen eines Kahnes verleiht, die Schwimmhäute zwischen den Zehen, die merkwürdige Stellung der Beine, wodurch das Steuern erleichtert, das Laufen aber erschwert wird und der eigentümliche Bau des Schnabels, der ein vollständiger Seihapparat ist, so dass zwischen den blatt­artigen Hornleisten, welche beim Schliessen ineinandergreifen, das Wasser herausgedrängt wird, während die Nahrungsstoffe Zurückbleiben, und der durch die zahlreichen Tastnerven an seiner Spitze beim Gründeln die Augen ersetzen muss. Die grösste Vorliebe für das Wasser hat von unseren einheimischen Vögeln der Taucher. Nur notgedrungen verlässt er das Wasser, schwimmend ruht und schläft er auf demselben und selbst seine Eier brütet er in einem schwimmenden Nest aus, das an

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