Niedergörsdorf bei Jüterbog, eine Dorfchronik.
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Die Häuser der Hüfner waren ähnlich erbaut, denn auch sie und die Schule waren Giebelhäuser mit Strohdach. Links vor dem Eingang befand sich häufig ein Vorbau, Spieker genannt. Bei Feuersnot war derselbe recht gefährlich; denn das abstürzende Stroh konnte gar leicht den Ausgang versperren. Rechts im Hause befand sich die ziemlich grosse Wohnstube mit einem Fenster nach dem Hofe, zwei nach der Strasse, dahinter lag eine kleinere Schlafstube mit Fenstern nach dem Hofe und daneben am Flur die ganz dunkle Küche unter einem weiten Schornstein. Auf der linken Seite befanden sich einige Kammern für die Mädchen und für Vorräte. Der hintere Teil des Hauses war zum Kuhstall bestimmt, woran sich dann der Schweinestall schloss.
Der obere Teil des Hauses war in drei Böden übereinander zerlegt und diente zur Aufnahme von Vorräten. Der Pferde- und Schafstall, welcher dem Hause parallel lief, hatte meist einen laubenartigen Vorbau, von dem aus man bequem zu den einzelnen Böden gelangen konnte. Unter demselben war allerlei Geschirr an grossen hölzernen Pflöcken aufgehängt.
Niedergörsdorf hat sehr eng gebaute Gehöfte, besonders auf der Südseite, und hat auch beim Neubau eine Änderung hierin nicht stattgehabt. Auch in den neuen Häusern ist der Raum sehr beschränkt, und es fehlt an einer Stube für die Leute. Die Knechte sind auf den Pferdestall angewiesen, wo sie sich ohne Licht des Abends versammeln, und sich in gegenseitiger Lobeserhebung über ihre Tiere ergehen. Im Sommer halten sich die Knechte, bis sie abgefüttert haben, auf der Dorfstrasse auf, wo man sie dann in nicht überzogenen weissen Pelzen antreffen konnte, jetzt sieht man weniger Pelze. —
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts soll ein neues Pfarrhaus gebaut worden sein, welches nicht gar tief war. Es geht die Sage, dass die Bauern im Verdruss über den Bau in einer Nacht die Balken arg verschnitten hätten. Dies Haus stand bis zum Jahre 1886, war übersetzt und recht wohnlich, litt aber sehr am Ilausschwamm, so dass die Gemeinde schlüssig wurde, ein neues Haus und einen Stall zu bauen. Dies Haus ist in gelben Ziegelsteinen aufgeführt, und hat der Kgl. Fiskus hier zum ersten Mal einen Baubeitrag gezahlt. Das Haus ist sehr geräumig und hat 10 heizbare Räume.
Kirche.
Die hiesige Kirche und auch diejenige von Wölmsdorf sind sehr alte Bauwerke, aber über die Zeit ihres Baues ist nichts bekannt. Sie sind ans glatten Feldsteinen, welche sich in hiesiger Gegend zahlreich fanden, erbaut, und ist sehr fester Mörtel verbraucht worden. Beide trugen Türme, welche in Fachwerk aufgeführt waren (Dachreuter). In der Kirche von Niedergörsdorf hat in unbekannter Zeit ein Anbau nach