Heft 
(1900) 9
Seite
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Die Lage von Berlin.

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Thalsandes auf das llöhen-Pilu viuni, aber wie sehr auch Menschen­werk die Urschrift der Natur Verwischte, immerhin gelingt es an der Hand einer geologischen Karte, von der nebenstehende Skizze einen Auszug gibt, unschwer sie auch in dem heutigen Stand der Dinge noch zu erkennen, da sich sowohl für den Süd- wie für den Nordrand des Thaies je ein offen zu 'Tage liegender Ausgangspunkt einer solchen Beobachtung darbietet.

Als ein derartiger Punkt ist für den Süden der Kreuzberg zu nennen, dessen Anstieg d. h. die Thalböschung in der Belle-Alliance- und Lichterfelder Strasse deutlich zum Ausdruck kommt. Von hier aus lässt sich der Thalrand nach Osten zu in der Richtung der Bergmannstrasse, deren südliche Querstrassen ein merkliches Ansteigen zeigen, um so leichter verfolgen, als derselbe bald hinter dem Marheineckeplatz sowohl in den Friedhöfen der Hasenheide, wie bei den dortigen Schiessständen und weiterhin in den jetzt freilich dem Verschwinden nahen Rixdorfer Roll­bergen offen und zum Teil noch ziemlich unberührt hervortritt. Ähnlich gelingt das Verfolgen der Randlinie nach Westen hin durch die Kreuz­bergstrasse über die Anhalter und Potsdamer Eisenbahn hinweg nach dem (alten) Botanischen Garten und Neu-Schöneberg, von wo ihr weiterer Verlauf über Charlottenburg, Westend, den Spandauer Berg, dessen vorspringende Spitze, der allen Berlinern wohlbekannte Spandauer Bock eine vorzügliche Beobachtungsstelle bildet, sodann über den Picheiswerder und die Orte Staaken, Dallgow, Nauen zu suchen ist.

Für den Norden dient der Friedrichshain zum Ausgangspunkt; das unmittelbar hinter dem Landsberger Platz stark ansteigende Parkgebäude kennzeichnet recht deutlich das Diluvial-Plateau, dessen Rand von hier aus im Zuge der Friedenstrasse derartig weitergeht, dass diese selbst die obere Kante der Böschung bezeichnet, während ihre Parallele, die Höchste Strasse sich ziemlich am Fuss derselben hinzieht, ihren Namen aber mit Rücksicht auf die von hier immer noch bergab gehenden Quer­strassen gleichwohl nicht zu Unrecht führt.

Jenseits des Königsthors, wo sich der Aufstieg der neuen Königs­strasse von der Thalsole auf das Diluvialplateau in einer die Böschung durchsetzenden Falte und somit fast unmerklich vollzieht, macht das Gehänge eine Schwenkung aus der bisherigen Südost-Nordwest-Richtung in eine genau ostwestliche, und tritt zugleich mit einer stärkeren Er­hebung etwas südlich vor, sodass die Randlinie einen spitzen Winkel mit der Linie der neuen Königstrasse bildet, und auf diese Weise die eingangs geschilderten Verhältnisse,die hängenden Gärten, ihre Er­klärung finden;*) denn die dem Scheitelpunkt dieses Winkels zunächst liegenden Häuser der neuen Königstrasse müssen dieser Situation gemäss

*) Siehe auch die in grösserem Massstahe gezeichnete linke, untere Ecke der Skizze.

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