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W. Pfltz:
das umgekehrte Verhältnis zeigen, wie die Grundstöcke der Friedenstrasse, nämlich von der Strassenfront nach hinten zu aufsteigen, da erstere der Thalsohle angehört, der hintere Teil aber auf der Böschung bzw. bereits auf dem Plateau selbst liegt. An der nun folgenden Prenzlauer Allee erleidet das Terrain wiederum eine Senkung, so dass der Ilöhenrand zwischen hier und dem Königsthor bergartig hervortritt und der früher gebräuchliche, durch die Bebauung aber allmählich fast in Vergessenheit geratene Name „der Prenzlauer Berg“ begreiflich wird
Jenseits des Prenzlauer Thores durchschneidet das Gehänge die nordseitigen Querstrassen der Lothringerstrasse, von der es sich allmählich immer weiter zurückzieht, so das der,stark ansteigende Weinbergsweg etwa in seiner Mitte und die folgende Brunnenstrasse etwa bei der Einmündung der Veteranenstrasse gekreuzt werden. Von hier über den Begräbnisplatz der Elisabeth-Gemeinde und die Bernauerstrasse weiterlaufend folgt die Böschung dem Zuge der Ilussitenstrasse und tritt dann, mit einer Linksbiegung, die Stettiner Eisenbahn überschreitend, in den Begräbnisplatz der Dorotheen-Gemeinde, wo er um den rechts bleibenden Humboldthain nach Norden biegend in den Ostrand des Pankethales übergeht.
Die bedeutende Verbreiterung des Berliner Thaies, welche hier durch das Einmünden zweier ehedem weit ansehnlicheren Wasserläufe, nämlich der bereits genannten Panke und des Hermsdorfer Fliesses entstanden ist, und der sich die grosse Unterbrechung des Diluvial- Plateaus durch die Havel unmittelbar anschliesst, sprechen auch hier von weit grösseren Wassermengen der Vorzeit und lassen andererseits die für den Entwickelungsgang unserer Stadt so ungemein günstige Lage derselben mit überzeugender Klarheit hervortreten.
Vom Friedrichshain ostwärts tritt der Thalrand zunächst in den Friedhöfen der Petri- und Georgen-Gemeinde hervor, von wo ans er, durch mehr oder weniger starkes Gefälle bemerkbar werdend, über die Weiden- und Thaerstrasse und den Balten-Platz in fast paralleler Richtung mit der Frankfurter Allee verläuft, deren heute noch vielfach eine offene z. T. ländliche Physiognomie zeigende Grundstücke die Beobachtung erleichtern und zugleich eine schwache Vorstellung jener Zeiten ermöglichen, da in Berlin in der Nähe des Thalgehänges, wo die Namen Ackerstrasse, Gartenstrasse, Frucht- und Blumenstrasse eine fast vergessene Sprache reden, eine reiche Garten- und Acker-Kultur blühte, deren Bedeutung schon daraus erhellt, dass die Berliner Ackerbürger bereits vor Entwickelung der städtischen Gewerbe sich zu einer Gilde zusammengeschlossen hatten und in der sogenannten „Wröhe“ ein eigenes Gericht besassen, dessen Mitglieder, die „Wröheherren “*) wie aus den
*) Der letzte Wröheherr, der letzte Vertreter dieses Restes alter Volksgerichts, barkeit, der Berliner Ackerbürger C. Gubeler starb am 12. Dez. 1848.