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3. (2. ausserordl.) Sitzung des IV. Vereinsjahres.
einem Küchengarten umgestaltet, mit Gärtnerwohnung nebst Gewächshäusern bebaut, und das alte Orangeriehaus für einige Hofdamen wohnlich eingerichtet. Das neue „Lustwäldchen“ mit seinen seltenen fremdländischen Bäumen und den drei darin angelegten „Weinbergen“ schilderte der Zeitgenosse Nicolai als äusserst anmutig, namentlich im Juni, wenn die wilden Rosensträuche und Akazien dort blühten. Schattige Alleen gewährten einen Ausblick auf gemalte Prospekte, und ein grosser Obelisk erhob sich auf der Wiese. Seitwärts aber, im Eichenwäldchen und in den Gebüschen am Wege luden idyllische Borkhäuschen zum Verweilen ein.
Aus jenen Tagen hat sich wahrscheinlich die zum Teil verstümmelte Marmorgestalt einer sitzenden Flora, inmitten des Parks, allein in unsre Zeit herüber gerettet.
Gleichzeitig mit jener Umgestaltung erfolgte auch die Anlegung der schönen, nur zum Teil noch erhalten gebliebenen Linden- und Kastanien-Allee nach Pankow und bis Schönhausen.
Nach dem am 13. Januar 1797 erfolgten Hinscheiden der Königin blieb das Schloss eine Zeit lang unbewohnt; dann wurde es zur Benutzung für die Familie des Erbprinzen von Oranien wieder eingerichtet. Späterhin diente es einigen Mitgliedern der Königlichen Familie: der Königin der Niederlande während ihres Sounneraufenthaltes in Berlin, und dem Herzoge von Cumberland nebst dessen Gemahlin zur Wohnung.
Auf Veranlassung König Friedrich Wilhelms III. erhielt der Schlossgarten um die Mitte der zwanziger Jahre seine grossartige Umwandlung in einen Park. Lenne wurde unter Bewilligung einer bedeutenden Geldsumme damit beauftragt; und wie hat der Meister es verstanden, selbst das Wasser unserer viel geschmähten Panke zur Belebung der malerisch schönsten Partien zu benutzen!
Seitdem ist auch Schönhausen mit seinem Park zu einer den Berlinern lieb gewordenen Erholungsstätte geworden.
Ein langes Erdenwallen hatte mit dem Hinscheiden der friedlichen Bewohnerin jenes Schlosses seinen Abschluss gefunden. Von ihrem Gemahl nie geliebt, aber hochgeachtet wegen ihrer vortrefflichen Eigenschaften, war Elisabeth Christine ein Bild edler, duldender Zurückgezogenheit, im Wohlwollen für die Menschheit erzogen, erwachsen und gealtert. Geliebt und verehrt, beweint von den Armen, denen sie ein milder Engel gewesen, schied sie aus der Welt mit den Worten: „Ich
habe keine Handlung begangen, durch die der geringste Mensch an seinem Glück gelitten hätte.“
Ehre Ihrem Gedächtnis — auch an dieser Stätte!