Heft 
(1896) 4
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3. (2. Russeronll.) Sitzung des IV. Vereinsjahres.

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Dächern errichten, deren Brüstungen mit Kindergruppen geschmückt waren.

Mit dem Ilinsclieiden Friedrichs I. erblich auch der prunkvolle Glanz des HofesFriedrich Wilhelm I. mied die beiden Schlösser. Dagegen machte Friedrich der (1 rosse bei seinem Regierungsantritt Schloss und Bark in Schönhausen seiner Gemahlin, welche den ländlichen Aufenthalt liebte,auf deren Bebenstage zum Geschenk. Der verfallene Bau wurde wieder in bewohnbaren Stand gesetzt, einige alte Gebäude und die den Vorplatz des Schlosses begrenzende hohe Mauer und Um­zäunung wurden beseitigt, der verwilderte ehemalige Küchengarten zu einer Fasanerie umgestaltet und eine Maulbeerbaum-Plantage angelegt.

Bei dem feindlichen Überfalle Berlins, im Oktober 1760, plünderten Sachsen, Russen und Österreicher auch die benachbarten Dörfer aus; die Schlösser zu Charlottenburg und Schönhausen wurden in vandalischer Meise verwüstet, die Bäume der Orangerie und Fasanerie niedergehauen, und dem Kastellan des letzteren sollen die Kosaken sogar mit glühen­dem Eisen den Rücken gebrannt haben, um ein Geständnis über etwa verborgene Kostbarkeiten zu erpressen.

Erst im Jahre nach dem Friedensabschluss, 1764, konnte zur Wiederherstellung des Schlosses geschritten werden. Zunächst erfolgte die Beseitigung der beiden baufällig gewordenen Eosanderschen Pa­villons; dann wurde die Front mit dem zurücktretenden Balkon an der Gartenseite vorgerückt und in der Mitte ein Vorsprung angebracht, dessen Fronton noch jetzt die verschlungenen Initialen E. C. (Elisabeth Christine) itn blauen Felde aufzeigt. Das Schloss erhielt durch diesen Neubau die regelmässigere Gestalt eines länglichen Vierecks. Auch im Tunern er­folgten manche Verbesserungen und Veränderungen. So wurde der durch alle Etagen gehende Saal der Höhe des ersten Geschosses gleichgemacht und darüber ein, die Höhe der beiden andern Geschosse einnehmender Saal nebst einer weissmannorierten, rechter Hand durch die ganze Tiefe des Schlosses hinlaufenden Galerie angelegt. Unter derselben richtete man eine mit Cedernholz getäfelte Galerie nebst Kabinet her.

Zur Ausstattung eines der Gemächer diente die blauseidene mit goldenen Drachen durch wirkte Tapete. Sie war ein Geschenk des Kaisers von China an Zar Peter den Grossen, welcher sie bei seiner Anwesen­heit in Berlin, 1717, der Gemahlin Friedrich Wilhelms 1. schenkte. Gegenwärtig ist das Zimmer der Königin Elisabeth Christine iin ilohenzollern-Musenm mit dieser Tapete ausgestattet.

Eine gänzliche Um- und Neugestaltung erfuhr der Schlossgarten. Zu diesem Zweck erwarb die Königin einige Miesen und Hütungen auch von der Pankower Gemeinde, sowie ein zwischen beiden Orten gelegenes Eichenwäldchen. Die 1760 zerstörte Fasanerie wurde wiederum zu