Heft 
(1896) 4
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3. (2. ausserordl.) Sitzung iles IV. Vereinsjaliros.

Die freundliche Lage dieser Besitzung bewog den Kurfürsten Friedrich III. (nachmaligen König Friedrich I.\ Schönhausen und Pankow im Jahre 1691 von den G rum bkowschen Erben für 20,000 Thaler zu erwerben.

Freilich entsprach das Gebäude nicht mehr seiner neuen Bestimmung als fürstliches Lustschloss, und so Hess denn Friedrich III. im Jahre 1699 die Fundamente zu einem Erweiterungsbau legen, der jedoch wegen mangelnder Fonds, und nachdem auch die Amtskammer eine ver­langte Summe von 25,000 Thalern zur Betreibung des Baues nicht herbeizuschatt'en vermochte, unterblieb.

Gleichwohl gewährte Schönhausen dem prachtliebenden Fürsten, neben der von seiner Gemahlin bevorzugtenLietzenbnrg (dem heutigen Schlosse in Charlottenburg) den Reiz der Abwechselung und eines zwang­loseren Yerweilens. Damals erstreckte sich der mit einem niedrigen Bretterzaun umhegte Lustpark nur bis zurBuchholzer Allee. Dort befindet sich noch zur Linken ein kleines Gehölz mit einemSalon oder kreisförmigen Platz, in dessen Mitte eine starke Eiche, die so­genannteKönigseiche, steht. Sie war ehedem mit einer doppelten Galerie umgeben, auf der die Mitglieder des Hofes zu speisen pflegten. Weiterhin lagen ein Gemüsegarten und ein Orangeriehaus, das durch eine Mauer mit dem Hauptgebäude verbunden war.

Wie nun die Fahrten nach dem Lustschlosse der Königin Sophie Charlotte sich in einer sogenanntenTr eckseh uyte oder verdeckten Gondel, die von zwei Pferden auf dem Leinpfade des eigens hierzu an­gelegten Schiffbauerdammes, und weiter am Saume des Thiergartens entlang gezogen wurde, angenehmer und idyllischer gestalteten als auf dem tiefen Sandwege bei Staub und Sonnengluth, so auch beschloss der König, einen gleichen Wasserweg nach Schönhausen anzulegen. Nach Eosanders Plan begann man im Jahre 1704 mit dem Aüsstechen des Kanals bei der Unterbaumbrücke, wodurch zugleich eine direkte Ver­bindung zwischen beiden Schlössern beabsichtigt war. Vom jener Brücke aus sollte der Kanal längs der Oranienburger Chaussee, bei den soge­nannten Wurzel- und Weissen Bergen vorüber, in den Reinicken­dorfer See und durch Schönholz bis zum Schönhauser Schlosse geführt werden. Bereits bis in die Gegend des Invalidenkirchhofs vor­geschritten, gerieth die Arbeit durch den in der Nacht zum 2. Februar 1705 erfolgten Tod der Königin ins Stocken und wurde nicht wieder auf- geuommen.

Während nun das Charlottenburger Lustschloss vereinsamt blieb, scheint der König häufiger in Schönhausen verweilt zu haben; denn hier musste der an Scliliiters Stelle zum Schlossbau-Direktor ernannte Eos an der im Jahre 1708 an beiden Seiten des Schlosses, in gerader Linie mit der Gartenfront, zwei kleine italienische Pavillons mit flachen