3. (2. ausseronll.) Sitzung des IV. Vereinsjahres.
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Auf dem alten befestigten Rittersitz, dessen im Jahre 1539 als „wüste llofstätte mit, dem Wall“ noch Erwähnung geschieht, legte Kurfürst Johann Cicero, unter dessen Regierung (I486 bis 1498) ein neues lieben in Berlin und Kölln sich entwickelte, einen „Vogelherd“ an und pflegte häufig daselbst zu verweilen, um dem damals allgemein beliebten Sport des Vogelfanges obzuliegen. Bemerkenswert auch ist, dass der Kurfürst (wie llaftiz berichtet) auf jener llofstätte ein Fachwerkgebäude mit zwei Erkern errichten und in demselben die sogenannten „Pankower“ oder halben märkischen Groschen prägen liess. —
Nachdem die Blankenfelde, später auch den Gutsanteil der Stadt erhalten und das 1539 an Spandau abgetretene halbe Pankow 1572 wieder eingelöst hatten, befanden sie sich bis zum Jahre 1624 im Gesamtbesitze des Dorfes. Dann ging dasselbe durch Kauf an den Landschafts-Rentmeister Berchelmann und später auf dessen Schwiegersohn, den Leibmedikus Dr. Weise über. Letzterer besass in Berlin die damals noch bis zur Spree sich erstreckenden Grundstücke in der Heiligegeiststrasse Nr. 10 und 11 — das einstige Absteigequartier der Lehniner Aebte, bis es Joachim II. nach Einführung der Reformation seinem Schlossbaumeister Caspar Theyss verlieh. Hier nun errichtete Dr. W eise das in Pankow abgebrochene Münz-Fachwerkgebäude auf der Stätte, wo dann Friedrich der Grosse von 1765 bis 1769 die „Ecole militaire“ (Burgstrasse Nr. 19) erbauen liess.
Von Weise’s Sohn kam Pankow 1680 durch Kauf an den Ober- I lofmarschall v. Grumbkow', dessen Firben es bis 1691 besassen.
Jetzt tritt ein Wendepunkt in der Geschichte Pankows und Nieder- Schönhausens ein, dessen Vorgeschichte uns zunächst beschäftigen soll.
Erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts erlangen wir Kunde, dass Schönhausen oder Nieder-Schönhausen vom Kurfürsten Friedrich II. dem Ritter Hans v. Waldow' verliehen wurde. Dieser befand sich im kurfürstlichen Gefolge und wird insbesondere bei den Verhandlungen zur Zeit der beiden Aufstände und Unterwerfungen Berlins und Köllns als Zeuge namhaft gemacht.
Später ein Besitztum der in Malchow' angesessenen Familie v. Barfuss, gelangte Schönhausen 1624 an den Schlosshauptmann Balthasar v. Sehlieben und dann nach wiederholtem Wechsel an den über-Hofmarschall v. Grumbkow — den schon genannten Besitzer von Pankow.
Dieser legte auf dem neu erworbenen Gute schöne Gärten mit Treibhäusern und Plätzen an, und liess sich ein dreistöckiges Wohngebäude errichten, das noch die Hauptbestandteile des heutigen Schlosses bildet. In der Front an der Gartenseite befand sich ein zurücktretender, auf zwei untermauerten Pfeilern ruhender Balkon; der noch bestehende mittlere Saal ging durch sämtliche Geschosse.
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