Heft 
(1896) 4
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5. (-1. ausscrordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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gesteine (Sandsteine, Kalksteine, Konglomerate, Grauwacken, Schiefer, Sande, Thone u. s. w.), in krystallinische Schiefer (Gneisse, Glimmer­schiefer, Pliyllite, Amphibolschiefer) und in massige Gesteine (Granite, Diorite, Syenite, Grünsteine, Porphyre, Melaphyre, Basalte etc.). Diese Einteilung hängt mit der Art ihrer Verwendung in der Erdrinde zu­sammen; die Schichtgesteine nehmen den grössten Baum ein, sie bilden mehr oder weniger mächtige Bänke, und ihr Aussehen giebt über ihre Entstehung aus Wasserabsätzen Auskunft. Sie schliessen an einigen Stellen der Wand Versteinerungen ein oder Abdrücke von Bilanzen und Tierfährten. Ähnlich verhalten sicli die kristallinischen Schiefer, nur fehlen ihnen die Versteinerungen. Ganz anders stellen sich die massigen Gesteine dar, sie durchbrechen die Schichtgesteine als Gänge und Stöcke und bilden in ihnen Lager und Ströme oder auf ihnen Kuppen und Decken. Sobald man aber ein grösseres Stück der Erdrinde betrachtet, kann man erst Klarheit erhalten über die Tektonik, d. h. über den Aufbau derselben, liier sehen wir auch die Schichtgesteine nur selten noch horizontal liegen, in der Kegel sind sie gestört, es sind Mulden und Sättel, Verwerfungen, Aufrichtungen, Überschiebungen, Horste und Graben versenk ungen ausgeprägt. Auch wenn wir nur die Lagerung zweier Schichten zu einander in Betracht ziehen, so lassen sich oft schon bemerkenswerte Thatsachen konstatieren, in der Kegel liegen zwei Schichten gleichförmig (konkordant) zu einander, oft indessen auch un­gleichförmig (diskordant). Eine solche Erscheinung deutet alsdann auf eine Pause in dem Bildungsgänge. Wichtig ist auch die Erscheinung, dass jüngere Schichten über ältere hinübergreifen, so dass zwischen ihnen die Verbindungsglieder fehlen. Man bezeichnet diese Thatsaclie als Transgression der Schichten.

Das sind einige allgemeine Beobachtungen, welche wir vor den Schichten der Wand machen können, es handelt sich nun darum diese Thatsachen zu erklären. Das ist die Aufgabe der dynamischen Geologie. Diese knüpft an die Vorgänge der Gegenwart an. Sie beobachtet z. B. die Verwitterung, die Thalbildung, die Folgen der Meeresbrandung, die Dünenbildung, die Schlickbildung, die Gletscher­wirkung, die vulkanischen Ausbrüche, die Erdbeben u. s. w. und sucht die gesammelten Erfahrungen bei den Bildungen früherer Epochen der Erde zu verwerten, indem sie von dem Gedanken ausgeht, dass zu allen Zeiten die physikalischen und chemischen Vorgänge nicht sehr verschieden von einander gewesen sein werden. Auf die hierher gehörigen Details werden wir später zurückzukommen haben. Auf eins muss aber hier noch aufmerksam gemacht werden. Die mannigfachen Lagerungsstörungeil sind die Folgen von Kräften, welche wir als die gebirgsbildenden zusammen­fassen, sie sind die wechselnden Äusserungen derselben Ursache. Die Erde kühlt sich fort und fort ab, sie wird dadurch beständig kleiner,