Heft 
(1896) 4
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K. (7. iiusserorill.) Versammlung des IV. Vereinsjulires.

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mit diesen Thonpatzen sind die EstricJie und Tennen ausgeschlagen, auch die aus W eidengeflecht und Staaken gebildeten Wände bekleidet gewesen, wie dies die auf der Aussenkniste des beim Abbrennen der Hutten verhärteten Lehmes abgedrückten' Formen jener Flecht- und Staakerarbeiten unzweideutig bekunden. Auf dem Kreuzbaum selbst, der eine höhere sandige Insel gebildet hat, jetzt aber- durch Wiesenland mit dem linken Spreeufer fest verbunden, nur noch bei Hochwasser ein Eiland bildet, sind die Reste eines kleinen Burgwalls, noch in schwachen Spuren durch Erdreich und Vegetation markiert, vorhanden. (Dieser Vorsprung ist im Jahre 1895 an den Stromfiskus von der Stadt Berlin abgetreten worden und wird demnächst abgegraben werden, um das Fahrwasser zu verbessern.) Neben frühmittelalterlichen Scherben und neben wendischen Scheiben fand der Städtische Oberlehrer Herr Dr. Theodor hiebe, jetzt Professor, bei unserer zweiten Exkursion auch unzweifelhaft vorwendische, nach germanischer Art verzierte Reste von Gefässen. . Auch an Steingerät ist die Gegend reich; mehrere Meissei und Beile, schon geschliffen, verdankt das Märkische Museum dem Herrn Direktor Wilski von dem Terrain der ihm unterstellten Städtischen Waisenanstalt am Rummelsburger See. Zwei ähnliche Steinkeile und zwei schöne Behausteine und Glättsteine, ebenso mehrere Feuersteinmesser und typische Feuersteinabsplisse hat Herr' Tübbicke zwischen dem andern Ufer desselben Sees und Stralow gefunden und dem genannten Institut verehrt. Wendische und vorwendische Urnenreste sind nicht selten östlich der Stralower Kirche auf höheren Teilen der weiten Fläche, welche bis zum Jahre 1873 den Haupttummelplatz für das Volksfest des Stralower Fischzuges abgab.

Der Name des Seewalls schwankt sehr. Auf derTopographischen Karte der' Umgegend von Berlin, Verlag der Simon Schroppsclien Hof-Landkartenhamllung, revidiert etwa im Jahre 1870 von J. Schulz heisst das kleine aus natürlichem, gewachsenem Boden bestehende, mit Strauchwerk und einigen Bäumen bestandene Eiland Entenwerder. Der Yolksnumd nennt es Diebesinsel, weil dort Diebe eine Niederlage gestohlenen Guts gehabt haben sollen, noch häufiger Liebesinsel, weil Pärchen gern diesen verschwiegenen Punkt aufzusuchen pflegen. Die Insel ist mit uralten Bollwerken und Pfählen umsäumt und birgt in ihrem sandigen Ufersaum mancherlei von den geschilderten frühmittel­alterlichen und wendischen Resten. Nachgrabungen in der Mitte förderten ein Viertel eines kleinen scharf gebrauchten, in Folge dessen auf der einen Seite spiegelglatten Mahlsteins aus Granit, sowie vielerlei Tier­knochen, (die Markknochen von Wild darunter aufgespalten), und da­neben eiserne Gerätschaften, z. B. eine gedengelte und gezähnte, lange, flachbogige Sichel, zu Tage, alles dies wieder von jener mehrgeschilderten frühchristlichen Töpferwaare begleitet.

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