Heft 
(1896) 4
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8. (7. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

ortsangesessenen Familie, dienten bei den Exkursionen als heimische Führer. Dem Bericht des Herrn Geheim-Rats Friedei entnehme ich über die Exkursionen das Folgende:

Die geschützte, abgelegene Lage kann es allein entschuldigen, dass nicht längst Altertumsforscher den hier im Wasser wie auf dem Lande reichlich zu findenden urgeschichtlichen Überresten mehr, als bislang, ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Vor einigen Jahrzehnten, als der Wasserstand der Oberspree hier um l,-,.-, m niedriger gespannt war, Hessen sich die Verhältnisse des Spreegrundes leichter feststelhm. Der Vater des Herrn Julius Tübbicke, Fischer Johann Tühbicke, entsann sich von jener Zeit her noch ganz wohl des Dammes, der unweit der Brücke der Verbindungsbahn quer durch die Spree ging und von Pferde* Schädeln gebildet war, so dass man darauf hindurchwaten konnte. Der Priestergraben, welcher die Kirche vom DorfStralow trennt, war damals so schmal und so seicht, dass man, um ihn zu passieren, nur mit einem Fuss ins Wasser zu treten brauchte. Daher war es von Alters her in Stralow Ortsgebrauch, dem Priester nur einen Wasserstiefel zu liefern. Damals konnte man um die alte Kirche herum sieben und mehr Schichten von Särgen und Leichen übereinander, ohne ins Wasser zu kommen, feststellen, jetzt stösst man schon bei der dritten Sargschicht auf Grund­wasser. Damals war auch der merkwürdige Steindamm bei klarem Wetter leicht unter Wasser zu sehen, der aus grossen unbehauenen Blöcken gebildet, vom rechten Spreeufer nicht weit vor der Einmündung des Kraatz-Grabens, der aus Friedrichsfelde kommt, in der Richtung auf den Kreuzbaum zustreicht und gemeiniglich als eine alte Mühlenwehr gilt, wobei man nicht verfehlt anzugeben, dass der alte Spreestrom durch den jetzigen Rummelsburger See seinen Lauf genommen habe. Ebenso Hessen sich die Brückenpfähle, Pfahlsetzungen und Packwerks­bauten deutlicher feststellen, welche in und auf dem Spreegrunde ruhend vom Entenwerder über das Kreuzbruch nach dem Kreuzbaum führen. Diese eigentümlichen, der wendischen Zeit ungehörigen Pfahlsetzungen ziehen sich auch um den Seewall (Elitenwerder, Diebesinsel, Liebesinsel) herum und sind durch Massen von wendischen Scheiben, Eisensuchen, morschen, im Feuer gewesenen Graniten und anderen Steinen, Knochen, Hörnern, Geweihen, ausgezeichnet, unter denen die Torfkuh, das Torf­schwein, das Wildschwein, der Edelhirsch, das Reh, häufig erscheinen. Auch der Bieber hat nicht gefehlt, die auf dem rechten Spreeufer bei dem der Stadt Berlin gehörigen Gasthaus in Treptow belegene starke Einbuchtung heisst noch jetzt das Bieberloch. Von den Hütten, welche auf jenen spätwendischen Pfahlbauten, die durch Brand, Wind und Wetter zu Grunde gegangen sind, gestanden haben, findet man beim Graben, Tauchen und Fischen im Schlamm und im klaren Wasser nicht selten grosse platte Thonmassen mit eingeknetetem Schilf und Stroh;