Heft 
(1896) 4
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S. (7. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

Der Ruinmelsburgor See selbst ist vou wechselnder, stellenweis sehr bedeutender Tiefe, hier, wie die Leute gern sagen, unergründlich, weil weite Moorstrecken mit Stangen und Senkern, wegen der weichen Beschaffenlieit schwer abzulothen sind. Noch jetzt ist der See fischreich und der Brässenzug mitunter überraschend ausgiebig. An wilden Enten, Lietzen und anderem Wassergeflügel wird es in alter Zeit auch nicht gemangelt haben. Kein Wunder, dass die Gegend von hier bis zum Müggelsee stromaufwärts mit paläontologischen Kesten, unter denen wohl gearbeitete und schön polierte Steinwerkzeuge eine hervorragende Rolle spielen, während auch treffliche Broncen nicht fehlen, so reichlich ausgestattet ist, wie solches die Suiten im Königlichen sowie im Mär­kischen Provinzial-Museum sattsam beweisen.

In der durch Urkunden beglaubigten Geschichte erscheint Stralau erst im 13. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens Stralow fällt in das Jahr 1244. In diesem Jahre befand sich ein Ritter von Stralow im Gefolge der Markgrafen Johann und Otto zu Spandau; ein Ritter Rudolf von Stralow verkaufte im Jahre 1261 der Stadt Cöln die Myrica, eine Haide, die Stralau gegenüber an der Spree lag. Es lässt sich anuehmen, dass die in diesen Urkunden aus dem 13. Jahr­hundert genannten Ritter die Besitzer eines gutsherrlichen Hofes waren, der sich in der Nähe des Rummelsburger Sees befand. Diesem Ritter Rudolf zu Ehren ist im Jahre 1895 in Berlin eine zur Stralauer Chaussee gleichsinnig verlaufende, in die Warschauer Strasse nahe dem künftigen Stations - Gebäude der Elektrischen Hochbahn einmündenden Strasse Rudolf-Strasse benamset worden. Zu diesem wendischen Edelsitz gehörten der Rummelsburger See und das Dorf Stralau, welches 1288 zum ersten Male in einer Grenzberechtigungs - Urkunde erscheint, in welcher der stralowsche Damm angeführt wird. Später gelangte Stralow in den Besitz der Brüder Christian und Friedrich Bartolsdorp, von welchen 1358 die Stadt Berlin das Dorf und den Hof Stralow käuflich erwarb. So war denn Stralow ein berlinisches Ratsdorf geworden. Als solches hat es im Landbuch Kaiser Karls IV. keine Aufnahme gefunden. Im Berliner Stadtbuche wird das Dorf Stralau 1397 zum ersten Male erwähnt. Es hatte nach demselben 11 Höfe, deren Abgaben au den Rat im Stadtbuche genau verzeichnet sind. Das Dorf Stralau kam Jahrhunderte hindurch über diesen geringen Umfang nicht hinaus; noch im Jahre 1769 bestand es aus den 11 Höfen, welche uns das Stadtbuch von 1397 nennt. Mit dem Dorfe Stralow hatte der Rat im Jahre 1358 auch den Gütshof erworben; er hiess damals derneue Hof und war nach dem Stadtbuche von 1397 an mehrere Personen verpachtet. Die letzte Erwähnung dieses Gutshofes fällt in das Jahr 1407, in welchem der Schäfer des Hofes zum Tode verurteilt wurde, weil er die Haide des Markgrafen angezündet hatte. Nach dieser Zeit ist der Gutshof