Heft 
(1896) 4
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8. (7. aussorordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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Wahrscheinlich wüst geworden und wird in den Urkunden nicht mehr erwähnt. T)en Rummelsburger oder wie er damals hiess Stra- lower See hatte Berlin ebenfalls 1358mit allein Recht und dem Gericht übernommen. Die Fischer zu Stralow durften bis 1424 nur viermal im Jahre darin fischen, da die Fischerei seit 1381 vom Rate dem Kalande zu Berlin für ein der Stadt gegebenes Darlehn überlassen war. Auf die Facht, verzichtete der Rat an Stelle der Zinsen, die er sonst den Kalandsherren hätte zahlen müssen. Da der Zinsmann des Kalands jedoch sein Fischereirecht überschritt, bezahlte die Stadt Berlin 1419 ihre Schulden bei den Kalandsherren und überliess 1424 die Benutzung des Sees den Fischern von Stralow, die bis dahin nur die Fischerei in der Spree hatten. Die jährliche Rente bestand in 6 Schock Groschen und in Lieferung von Fischen. Dies sind die dürftigen Thatsachen, welche die erhaltenen Urkunden über die mittelalterliche Geschichte Stralaus mitteilen.

Ein weithin sichtbares Wahrzeichen Stralaus ist die überaus ein­fache, von einem kleinen Friedhof umgebene Kirche, die sich malerisch unter hohen, alten Bäumen erhebt (siehe Abbildung Seite 194). Nicolai giebt 1464 als das Jahr ihrer Erbauung an. Die Kirche ist jedoch jedenfalls älter. Im Jahre 1822 baute der grosse Schinkel das Gottes­haus um und gab namentlich dem Turm seine gegenwärtige Gestalt. Vor demselben erhebt sich ein Anbau, der bei Taufen und Hochzeiten als Versammlungsraum dient, jedoch mit dem Predigtraum nicht in direkter Verbindung steht, so dass die Tauf- und Hochzeitsgesellschaften über den kleinen Friedhof gehen müssen, wenn sie in die eigentliche Kirche gelangen wollen. Beim Betreten des Predigtraumes ist man überrascht von dessen geringer Ausdehnung, die Kirche, ein einfacher Backsteinbau, besteht ausser dem Turm und dessen Anbau nur aus einem Langhaus mit polygonalem Abschluss. Der Westturm ist qua­dratisch und endigt in einer vierseitigen Spitze; die Decke des Lang­hauses bildet ein Kreuzgewölbe, dessen einfach profilierte Rippen auf figurierten Konsolen ruhen; die Portale und Fenster sind spitzbogig. In drei Fenstern sind Reste von Glasgemälden, nach den spitzen Schnabel­schuhen und anderer charakteristischer Ausstattung der Figuren zu schliessen, etwa aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts. Der Kron­leuchter aus Hessing stammt aus dem Jahre 1708 und trägt die In­schrift:Frau Anna Katharina Schillinger, geh. Behniker, hat diese Krone der Kirche zu Strahle geschenkt anno 1708. Im Märkischen Museum befinden sich aus der Stralauer Kirche: ein kelchförmiger Taufstein aus dem 15. Jahrhundert, zwei in Messing getriebene Tauf­schüsseln mit den Darstellungen des Sündenfalls, ein Taufengel aus Holz aus dem 18. Jahrhundert, sowie ein Klingelbeutel aus dem Jahre 1683.