8. (7. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres. 193
erscheint, weil er, wie dieser, ein Fischer war. An dem Namenstage ihres Schutzpatrons feierten die Stralauer naturgemäss ihr Kirchweihfest, welches nach Nicolai zum ersten Male 1464 anzunehmen wäre. Was lag näher, als dass sie an diesem Tage das Ergebnis eines in feierlicher Weise vollzogenen Fischfangs der Kirche, d. h. ihrem Pfarrer weihten? Eine gewisse Bestätigung findet die Annahme, der Stralauer Fischzug sei ein Teil eines Kirchweihfestes, durch die Kirchenmatrikel von 1574, welche bestimmt, dass der Pfarrer von Stralau von den 5 Zügen, die am Fischzugstage gethan wurden, den Ertrag der ersten vier erhielt, um seine kärgliche Besoldung aufzubessern. Eine nahe liegende Kombination ist die, den Stralauer Fischzug als ein Namesfest des Schutzpatrons von Stralau aufzufassen, das sich später zu einem Kirchweihfest entwickelte und nach der Einführung der Reformation durch die Fischerei-Ordnung des Kurfürsten Johann Georg als Anfangstag des Fischfangs seine Bedeutung erhielt. Die Erklärung des Ursprungs dieses alten, einst so volkstümlichen Festes wird dadurch so schwierig, dass die ältesteu Nachrichten, die über dasselbe vorhanden sind, erst aus dem Jahrei 1780 stammen.
Aus demselben Grunde ist auch nicht genau festzustellen, wann dieses Fischzugfest, das naturgemäss zunächst eine rein lokale Bedeutung hatte, zu einem allgemeinen Volksfest wurde, an welchem die jüngere Nachbarstadt Berlin, die das kleine Fischerdörflein Stralau in so gewaltigem Maasse überflügelte, sich mit tausenden ihrer Einwohner beteiligte. Fidicin glaubt sich für das Jahr 1780 entscheiden zu müssen, weil in diesem Jahre zum ersten Male ein preussischer Prinz an dem Stralauer Fischzug teilgenommen hat. Es war dies Prinz Ferdinand von Preussen, der jüngste Bruder Friedrichs des Grossen (gest. 1813), der sich zu jener Zeit in Friedrichsfelde aufhielt. Der Prinz schrieb an den Berliner Magistrat, er wolle mit seiner Gemahlin und vielen hohen Herrschaften den Stralauer Fischzug besuchen. Der Magistrat Hess die Dorfstrasse säubern und traf auch sonst seine Vorbereitungen zum Empfang des Prinzen. Das Volksfest muss dem hohen Gaste sehr gut gefallen haben, denn er meldete sicli bereits am 16. August 1781 zu demselben aufs neue an. Im nächsten Jahre schrieb er am 21. August, an den Polizeipräsidenten Philippi in Berlin: Da der 24. August, an welchem sonst der Stralauer Fischzug gehalten sei, diesmal auf den Sonnabend falle, und am Sonnabend, „noch“ keine Musik erlaubt sei, so wünsche er die Verlegung der Feierlichkeit, „wobei es doch besonders auf die Menge und Fröhlichkeit der Zuschauer“ ankomme, auf Montag den 26. Damit waren aber der Schulze und die Schöppen von Stralau nicht einverstanden. Sie erklärten sich gegen die Verlegung des Festes, da sie offenbar lieber die Musik vermissen, als von ihrem althergebrachten Brauche abgehen wollten. Im Jahre 1791 erschien ein
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