Heft 
(1896) 4
Seite
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9. (1. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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Löffelseite hin ein Linienmuster; No. 3061 ist nur auf der Innenseite des Löffels, beim Übergang zum Stiel, gemustert; am interessantesten sind die aus ein und derselben Form gegossenen No. 11583/4, von denen ein ganzer Vorrat in die Spree geraten zu sein scheint, denn allein drei dieser Art sind bei der Fischerbrücke gefunden. Die Schalen dieser Löffel sind mit einem eigentümlichen Blattmuster verziert; der Griff ist in höchst kunstvoller Weise aufgebaut. Die Vermittelung mit dem Gefäss bildet ein im Querschnitt rautenförmiges Stück mit geperlten Kanten, in dessen 4 Feldern der Spruch:Drinc und is got nich vergis er­haben eingegossen ist. Es folgt ein mit Perlstäben wohl abprofiliertes kurzes Säulenstückchen, dessen Verlängerung eine merkwürdige Gruppe zeigt; auf einem Kopf mit Schnurrbart und weit zu beiden Seiten ab­stehenden Haaren kniet ein Jüngling, der über seinen Kopf hinaus ein leeres Wappenschild hält. Dieser Löffel ist auch deshalb von besonderem Wert, weil auf der Rückseite die Jahreszahl1568 angebracht ist und dadurch sowohl die künstlerische Leistung wie auch der Gebrauch dieser Löffelform genau datiert werden kann.

V. Gürtel-Stücke (Fig. 7).

Das Märkische Museum besitzt mehrere Gürtel der Renaissancezeit, von denen ich nur einen mitgebracht habe, um den Zusammenhang dieser immer nur als Bruchstücke Vorgefundenen Teile zu veranschau­lichen. Zwei der Fragmente sind Schliessenden mit knöpf förmigem Haken, ein herzförmiges mit schlangenförmigem Haken, vier sind die linken Schliessstiieke mit dem Hakenloch, das immer eine Sicherheits­vorrichtung gegen zufälliges Ausfallen des Hakens hat, und zwei Stücke sind innere Kettenglieder und zwar beide mit dem nach unten ge­richteten Bügel, an welchen die Taschen, Stilets, Schlüssel u. dgl. mittels einer Hakenkette angehängt wurden. Diese Gürtel wurden vorzugsweise von den Hausfrauen getragen und zwar immer so, dass sie an der rechten Seite mit dem Tragebügel lose über der Hüfte hingen, wo dann die Tasche angehängt wurde.

Diese Fundstücke sind zugleich von hohem kunstgeschichtlichen Interesse, insofern sie sämtlich mit Verzierungen aus der Blütezeit der Renaissance und zwar nach meisterlichen Vorzeichnungen versehen sind. Neben den in symmetrischen Kombinationen entwickelten Linien-Orna- menten finden Sie schön stylisierte Pflanzen- und figürliche Motive und einzelne dieser Kunstformen dürften in den vorhandenen Bilderwerken (Formenschätzen) der Renaissance noch nicht kopiert worden sein.

VI. Abziehhähne (Fig. 8).

Es fehlt, wie Sie an dieser Tafel sehen, nicht an Belagstücken dafür, dass die alten Berliner auch schon Durst hatten, und dass die Vorräte zum Löschen desselben fassweise gehalten wurden. Die Fässer,