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9. (1. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
Ein Stück zeigt das Symbol der Kraft in Gestalt Simsons mit der zerbrochenen Säule und daneben den Löwen; diese Kachel trägt die Jahreszahl „1561“. Auch, einige von den Portrait-Kacheln, die noch zahlreicher vorhanden sind, habe ich zur Ansicht gebracht.
VIII. Silberner Schützenbecher von. 1664 (Fig. 9, Mittelbild). .
Auch dieser silberne Becher ist aus dem Spreegrunde zu Tage gefördert und zwar bei den Fundamentierungsarbeiten zum Nationaldenkmal bei der ehemaligen Schlossfreiheit. Er ist ziemlich einfach, lediglich zum Zechen praktisch, gehalten, die Wandung ist mit dem Perlpunzen mattiert, der Rand und die Innenfläche vergoldet, und aussen am Boden ist die Inschrift eingraviert:
Sambtliche Schutzen in Berlin 1661.
Auf Grund dieser Inschrift hatte die hiesige Schützengilde bei der Bauleitung den Becher als ihr einstiges Eigentum für sich reklamiert: da aber eine Kontinuität zwischen der gegenwärtigen Schützengilde und der des 17. Jahrhunderts gar nicht besteht*), so wurde der Fund dem Märkischen Museum überwiesen.
9. Vortrag des Herrn Geheimen Regierungsrats Profess o r Dr. Wilhelm Schwartz:
Die Ruppiner Bilderbogen, hauptsächlich in Bezug auf die Jahre 1864, 1866 und 1870 71.
Da der Vortrag später in erweiterter Form im „Archiv“ erscheinen wird, so geben wir hier zunächst nur zwei sich ergänzende Referate über denselben wieder und zwar a) nach der „Tägl. Rdsch.“ Nach einigen einleitenden Worten über die ganze Entwicklung des Ruppiner Bilderbogens heisst es: „Immer bleibt sich bei aller fortschreitenden Verbesserung der einzelnen Blätter, von dein ausgetuschten Holzschnitt bis zu dem Buntdruck der neuesten Zeit, ihr Charakter gleich: schlichte, derb volkstümliche Darstellungen und ein Text von ungekünstelter Prosa und, wo er gereimt ist, von noch weniger'gekünstelten Versen. Herr Geheimrat Schwartz, der lange in Neu-Ruppin gelebt und Gustav Kühn nahegetreten ist, kann es bezeugen, dass diese Eigenart der Bilderbogen nicht blos deshalb festgehalten wurde, weil sich für drei Pfennig im Grossverkauf und sechs Pfennig im Einzelverkauf unmöglich Besseres beschaffen liess, sondern weil es dem Herausgeber ernst damit, war, in den weitesten Volkskreisen dem Kulturfortschritt zu dienen und im besten Sinne patriotisch zu-wirken. Deshalb ist die bessernde Hand an die äussere Ausstattung auch un-
*) Den damaligen 5 hiesigen Schützengilden wurden im Jahre 1727 von König Friedrich Wilhelm I., der an den Spiel- und Trink-Gelegenheiten Anstoss nahm, die Privilegien entzogen. Erst 1746 gestattete Friedrich der Grosse die Neubildung einer
Schützengilde, „da die Übung mit den Gewehren zur etwaigen Defension der Stadt nützlich sei“.