Heft 
(1896) 4
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13. (3. öffentl.) Versammlung de* IV. Vereinsjahres.

zwar entweder ans den roten Mauersteinen selbst aufgebaut oder mehr künstlerisch in Stück, Mörtelmasse, Gips und dergl. hergestellt.

Chr. Petersen: Der Donnerbesen (Kiel 1862) sieht im Donner- l>esen den Kegen symbolisiert (S. 34 flg.), ich kann dem nicht beipflichten, glaube vielmehr, dass das garben- oder besenförmige Mauerzeichen den sprühenden Blitz darstellen soll, daher die Anbringung meist im Felde des Giebels, in welchen das himmlische Feuer zuerst einschlägt. Aber auch, wo der Donnerbesen weiter unten eingemauert ist, dient er zur Abwehr, d. b. zur Versicherung gegen die schlimmste Gefahr, die dem Hause droht, Feuersbrunst, gegen dieFeuergarbe.

Ich halte diese meine früheren Angaben um so mehr aufrecht,' als auch der Besen auf dem die Hexen reiten, von namhaften Mythologen, wie unsenn Wilhelm Schwartz, auf den Blitz bezogen wird*). Ausser­dem werden die Donnerbesen noch jetzt thatsächlich gegen Blitzschlag an den Häusern befestigt; an der Thür des Hauses wahren sie gleichzeitig den beschriebenen Nachtgespenstern (Alp, Mar, Drude, Hexe) den Eintritt.

Aus der Provinz Brandenburg sind mir Bauerhäuser in denen der Donnerbesen eingemauert oder sonst wie in Stein, Stück, Mörtel archi­tektonisch dargestellt ist, nicht bekannt. Am ersten dürfte man sie in der Priegnitz erwarten, weil sie im anstossenden Mecklenburg und Lauenbtirg Vorkommen.

Zur Verdeutlichung dieser steinernen Donnerbesen zeige ich Ihnen die Zeichnungen Petersens in der erwähnten Abhandlung.

Verschieden von den Donnerbesen auf Nadelhölzern verhalten sich die Donnerbesen auf Laubbäumen.

Ich lege diesbezüglich ein kleines Exemplar eines Donnerbesens vor, den ich von einer Hain- oder Weiss-Buche (Carpinus betulus L.) bei Wilmersdorf in der Uckermark im Walde nicht weit vom Bahnhofs­gebäude am 25. August d. J. gesammelt habe, eingetr. Kat. B. A r IIl Nr. 1143 des Märk. Museums. Nächst der Kiefer ist die überhaupt zu Wuchswunderlichkeiten geneigte Hagebuche der eigentliche Donnerbesen­baum. Sie sehen hier ein Gewirr von grossem Ästen, aus denen zahl­reiche kleine hervorkommen, von denen manche wiederum viele noch kleinere Ruthen, Zweiglein und Zweigsprossen zeigen. Obwohl das vor­gelegte Astende nur etwa 22 cm Umfang hat, spriessen daraus über hundert grössere oder kleinere Zweige der geschilderten Art hervor. Dies ist selbstredend nicht normal, vielmehr muss diese Prolifikation durch irgend einen ausserordentlichen Antrieb und Anreiz, von welchem das Wachstum des Baumes betroffen wurde, veranlasst worden sein. Es kommt vor, dass sehr ansehnliche Partien an Hagebuchen-Bänmen

*) W. Schwartz a. a. O/S. 103,wie ja auch z. B. der Blitz polnisch Donner­rute heisst und seine Auffassung als eine derartige ganz gewöhnlich ist.