' 14. (4. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
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Deutschlands kaufen nicht gerade gern Bücher, ich möchte ausserdem behaupten, sie lesen auch umfängliche wissenschaftliche Bücher, namentlich Geschichtswerke nicht gerade häufig und nicht gerade mit Vorliebe. Hier setzen nun die Holzschnitte und Steindrucke Menzel’scher Geschichtsbilder ein. Diese versteht nicht bloss jeder sofort, sondern er sieht sie auch gern. Menzels Darstellungen z. B. der Tafelrunde in Sans-Souci versetzen uns mit einem Schlage in den geistreichen litterarischen und philosophischen Zirkel Friedrichs des Grossen; Menzel’s Flötenkonzert zeigt uns den grossen Monarchen von einer andern anheimelnden ästhetischen Seite; wenn wir den König nach dem unglücklichen Tag von Collin auf dem Brunnenrohr tiefsinnig sitzen, wenn wir bei Kunersdorf sehen, wie ihn der Rittmeister von Prittwitz mit Mühe bewegt, den ver- hüngnissvollen Kampfplatz zu verlassen, so begreifen wir im Augenblick besser als wir es vermittelst gelehrter Druckbogen vermögen, die ganze Furchtbarkeit der Situation und die Gedanken, welche auf den besiegten Helden einstürmen. So liessen sich noch Dutzende von volkstümlich gewordenen Bildern Menzels nennen, welche die fridericianische Zeit mit ihren Helden auch bei den übrigen gebildeten Nationen des Erdballs populär gemacht und damit gleichzeitig für alle Zeiten die Aufmerksamkeit auf unser brandenburgisch-preussisches Volk, auf unsere Städte Berlin, Potsdam, Charlottenburg, Rheinsberg, Küstrin und wie sie alle heissen, gelenkt haben.
Deshalb glauben wir uns berechtigt, Adolf Menzel den Unserigeu und den Maler der brandenburgischen Heimat nennen zu sollen.
Die Ausstellung zeigt »ins Menzels Werke keineswegs vollständig, aber dennoch in ausserordentlicher Mannigfaltigkeit, sowohl der Technik nach (Ölgemälde, Ölskizzen, Blätter in Pastell- und Wasser-Farben, Zeichnungen in Kreide und Blei), wie den Gegenständen nach.
Es sei mir vergönnt, weil es sobald nicht in dieser Vollständigkeit möglich sein wird, die in der Kunstakademie zur Zeit ausgestelten Werke Menzels, soweit sie auf unsere Heimatkunde Bezug haben, ihrer Zugehörigkeit nach gruppiert, wenigstens nach Titeln aufzuführen.
A. Porträts.
1. Friedrich der Grosse in jüngeren Jahren. (Pastell) 1853.
2 . Ders. mit Krückstock. (Pastell) 185b.
3. Ders. wie 1. (Blei.)
4. Prinzess Amalie v. Preussen, Schwester Friedrichs II. (Pastell) 1853.
5. Daniel Chodowiecki, zeichnend auf der Jannowitz-Brücke zu Berlin- (Öl) 1859.
6. Selbstbildnis. (Blei) 1833.
7. Frau Professor Eduard Meyerheim geb. Drake. (Aquarell) 1847.