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14. (4. öffentl.) VersntnrulunK des IV'. Vereinsjahres.
Beschleunigung beim Singen aus; und wo der ursprüngliche Text verloren ging, hilft man sich durch Wiederholungen.
Wiederholungen sind aber auch sonst sehr beliebt; z. B. bei jenem Liede, das in verschiedenen Gegenden einen verschiedenen Anfang hat, indem allemal eine andere Stadt gemeint ist. In A. Müller’s „Volkslieder aus dem Erzgebirge“ heisst es: Berlin ist eine wunderschöne Stadt; — bei Lewalter: O Strassburg, eine wunderschöne Stadt; — in Berlin: Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt; — in Westpreussen: Preussisch Eylau ist eine schöne Stadt; (bekanntlich liegt dieselbe in Ostpreussen) — in Ostpreussen aber singt man von dem westpreussischen Städtchen:
Deutsch Eylau, eine wunderschöne Stadt, Da drinnen ein Soldat,
Der da muss marschiren wol in den Krieg, Der da muss marschiren wol in den Krieg, Wo die Kanonen steh’n,
Wo die Kanonen steh’n.
In der vorhin erwähnten Liedersammlung von A. Treichel ist dies Lied in folgender Fassung:
1. Preussisch Eylau ist eine schöne Stadt,
Darinnen ein Soldat;
Der Soldat, der muss marschiren wol in den Krieg,
Wo die Kanonen steh’n, wo die Franzosen geh’n.
2. Und als er in die Stadt reinkam Wol vor des Hauptmann’s Haus, —
Der Hauptmann schaut zum Fenster hinaus:
„Mein Sohn, bist Du schon hier?
3. „Geh’ Du zu dem Herrn Feldwebel hin,
„Zieh’ den blauen Rock Dir an!
„Denn Du musst marschiren wol in den Krieg,
„Wo die Kanonen steh’n, wo die Franzosen geh’n!“
4. Und als der erste Tag herankam,
Sein Feinstliebchen weint’ so sehr.
„Weine nicht, weine nicht, mein liebes Kind,
„Weil ich noch bei Dir bin!“
5. Und als der zweite Tag herankam,
Feinstliebchen weint’ viel mehr.
„Weine nicht, weine nicht, mein liebes Kind,
Weil ich noch bei Dir bin!“