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Creusings Märkische Chronik.
vrsachen*), Befehl hiermit EEG göttlichem Almech- S. 7.
tigern Schatz, vnd Bitte von Hertzen der gott alles Heils
wolle e e g, dieser gantzen gemein, vnd Kirchen
alle nötige vnd selige wolfartt hie zeitlichen vnd Ewiglichen
vorleihen, vnd Bitte e e g mich vnd die mey
uen wie biesher gescheen auch also forthin sich gonstig-
lichen lassen befholen sein.
Mancherlei ist es, was wir aus dieser Vorrede lernen, und was wir im Auge behalten müssen, wenn wir bei Beurteilung dieser und ähnlicher Chroniken den richtigen Massstab anlegen wollen.
1. Oreusing hat sein Werk nicht für ein grösseres Publikum geschrieben, sondern für einen bestimmten Kreis von Lesern, d h. zunächst für die Ratsmitglieder der Stadt Beelitz. Daraus ergiebt sich,
2. dass er dasselbe nicht für den Druck bestimmt hat, sondern dass, wenn er überhaupt auf eine Verbreitung desselben rechnete, er nur an Abschriften gedacht haben kann. Deswegen
3. erlaubte er sich auch über hohe und höchste Persönlichkeiten so manche fi'eimütige Äusserungen und für jene Zeit geradezu unerhörte Urteile, da er ja wusste, dass er zu gleichgesinnten Personen redete.
4. Die Chronik sollte in erster Linie wenn nicht ausschliesslich dazu dienen, die Ratsherren über die Persönlichkeiten der Pürsten, von denen die Stadt ihre Privilegien und Freibriefe erhalten hatte, zu informieren, sie sollte gewissermassen für das Urkundenbuch einen begleitenden resp. verbindenden Text, einen historischen Commentar abgeben. Die Urkunden selbst waren ebenfalls von Creusing abgeschrieben und die Kopieen geordnet worden, während die Originale wohlverwahrt in Kapseln an sicherer Stelle auf bewahrt wurden: aus jenen sollten die Ratsherren ihre Kenntnisse schöpfen, diese aber wurden für gewöhnlich der Benutzung und Besichtigung entzogen.**)
Was hier für Creusing und sein Werk ausdrücklich bezeugt ist, das gilt mutatis mutandis auch für ähnliche Chroniken. So werden die (lateinisch geschriebenen,) von 1582 bis 1586 verfassten Successiones .... praesidum Marchiae. Brandenburgensis des Zacharias Garcaeus (Gartz, 1544—86), der während der letzten zehn Jahre seines Lebens Stadtschreiber (d. h.
*) „vorvrsachen“ durchstrichen und darüber geschrieben: „geben.“ Dahinter ist ein Auslassungszeichen gesetzt und mit demselben am Ende der Vorrede hinzugefügt: „wass aber ferner Eines Erbarn Raths alte Vortrege briefi belanget das hab ich Jn ein besondem buch ausgeschrieben, welche ich beneben dieser Cronica vberantwortte vnd ein exempel will gegeben haben das Euer e g, mit andern dergleichen vnd denen Vortregen daran mher gelegen thun lassen wollen, vmb voller vrsach willen die Ich zur andern Zeit melden will.
**) Chronik und Urkundenbuch wurden auf dem Ratshause aufbewahrt. Erstere ist dann wahrscheinlich zur Zeit des Grossen Kurfürsten nach Berlin eingeschickt worden; dort hat sie vermutlich der Hofhistoriograph Christoph Hendreich benutzt, da die bis S. 83 gehende Paginierung, wenn ich mich nicht täusche, von seiner Hand herrührt.