Heft 
(1897) 6
Seite
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Creusings Märkische Chronik.

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Syndikus) von Brandenburg-Altstadt war, zunächst wohl nur für den Magistrat dieser Stadt berechnet gewesen sein: auf diese Weise erklärt es sich, dass bei einem jeden Fürsten alle von demselben der Stadt erteilten Freibriefe und Privilegien, auch wenn ihr Inhalt zu dem Texte in keiner Beziehung steht, wörtlich und vollständig mitgeteilt werden. Waren doch hier schon zwei Jahrzehnte früher von dem hochverdienten Bürgermeister Simon Koter die Urkunden eigenhändig in ein neu angelegtes prächtiges Copiarium eingetragen worden*).

Noch ein drittes Geschichtswerk dieser Art würde sich sicherlich hier nennen lassen, wenn wir Genaueres über dasselbe wüssten: ich meine die in der v. d. Hagenselien Familienbibliothek auf Hohennauen (bei Rathenow) ver­grabene Chronik des Thomas Neumann, welche wir bisher nur aus den Citaten bei Friedrich Förster**) kennen. Dieselbe führt zwar den Titel: Privilegia, Donationes et Concessiones civitatis liathenoviae; conscripsit in hunc librum Thomas Neumann, Notarius et Secretarius hujus locif). D. 1. Martii 1598, enthält aber, wie die bei Förster wörtlich abgedruckten Stellen zeigen, auch längere historische Darstellungen von einzelnen Abschnitten der brandenburgischen Geschichte, z. B. von dem sogen, falschen Waldemar, der Zeit der Quitzows, dem angeblichen Testament des Kurfürsten Johann Cicero. Leider ist die Chronik von dem mit der Neuordnung der Bibliothek beauftragten Pfarrer auf Hohennauen, Herrn Dr. Werther, an den ich mich in dieser Angelegenheit brieflich gewandt habe, noch nicht wieder aufgefunden worden.

Einen Ansatz zu einem Geschichtswerk dieser Art müssen wir auch in dem bisher falsch datierten und falsch beurteiltenFragment einer Branden- burg-Brietzenschen Chronik erblicken, ff) Indem man sich bemühte, die in den ersten Teil dieserChronologia, wie die Compilation sich selbst nennt, aufgenommene resp. verarbeitete alte märkische Fürstenchronik heraus­zuschälen, hat man dem zweiten Teile, welcher Daten aus der Gechichte der Stadt Treuenbrietzen bringt, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Der­selbe ist, wie die Notiz Uber die Verheiratung der Elisabeth, der Tochter Joachims I., mit Erich von Braunschweig beweist, nicht vor 1537, wahr­scheinlich aber erst später zusammengestellt worden. Es will nichts sagen,

' *) Cf. O. Tschirch in den Beiträgen zur Gesch. d. Saldria. Brandenb. 1889. S. 22. Die beiden Folianten sind noch erhalten.

**) Ausführ]. Handb. d. Gesch., Geogr. u. Stat. d. preuss. Reichs. III. Berlin 1822, S. 87. 173; man vergl. auch S. 135, wo, wahrscheinlich infolge eines lapsus calami, eine Petri Naumanni chronica manuscripta in derselben Bibliothek als Duelle angegeben wird, Cf. G. Sello, Zeshr. f. Preuss. Gesch. u. Landesk. XIX, 118.

-[) Der Verfasser ist jedenfalls identisch mit dem von Leutinger erwähnten gleichnamigen Bürgermeister von Rathenow. Es heisst nämlich bei diesem Schriftsteller in dem nach Ausweis der Dedication (Leutingeri opera ed. Küster p. 1288) im J. 1606 veröffentlichten 25. Buche der Commentarii (a. a. 0. p. 843): ad Ratenoviam urbem .... Senatus, quem habet egregium, et literis literatisque amicissimum, cujus Princeps est Thomas Neumann, vir et Poeta in omni doctrinarum genere excultissimus.

++) A. Riedel, Cod. diplom. Brand. D. I., XXIIIXXVII und 27682.

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