11. (3. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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ii. (3. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Mittwoch, den 27. Oktober 1897,
im Ständehaus Matthäikirchstrasse 20/21.
1. Der II. Vorsitzende, Geheimrat Friedei, begrüsst die Mitglieder beim Beginn des Wintersemesters und bittet um recht rege Teilnahme an den Verhandlungen, den Vorträgen und den Besprechungen.
2. In der heutigen Sitzung des Vorstandes und Ausschusses sind gemäss § 21 und 27 der Satzungen folgende Ergänzungs-Wahlen vorgenommen. An Stelle des bisherigen II. Scliriftwarts, Herrn Maurer, ist Herr Dr. Pniower zum II. Schrift wart gewählt. Im Ausschuss ist an Stelle des verstorbenen Obmanns Herr Geheime Baurat und Konservator Bluth als Obmann und sind die Herren Professor Dr. Möllenhoff, Dr. Gustav Albrecht und Franz Körner zu Mitgliedern gewählt.
3. Durch den Tod sind uns leider drei hervorragende Mitglieder der Geheime Regierungsrat Professor Wilhelm Liebenow, der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Wilhelm Wattenbach, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und Professor Dr. Johannes Frenzei entrissen worden. Der Tod des Obmanns unsers Ausschusses berührt uns besonders schmerzlich. Wir verlieren in Wilhelm Liebenow nicht nur einen der Begründer unserer Gesellschaft, sondern gleichzeitig eins der thätigsten Mitglieder derselben. Sein unermüdlicher Eifer, sein jugendliches Feuer trotz vorgerückter Jahre, sind allen jüngeren Mitgliedern ein leuchtendes Vorbild gewesen, sein frischer Humor, seine seltene Rednergabe hat nicht wenig dazu beigetragen unsere geselligen Zusammenkünfte zu beleben und zu verschönern.
Johannes Wilhelm Liebenow wurde am 29. Oktober 1822 in Schön- fliess bei Königsberg i. N. geboren. Sein Vater, ein Hofbesitzer, starb bereits im März 1824. Die Mutter, die aus einer Greifswalder Predigerfamilie stammte, wünschten dass ihr Sohn Prediger würde. Diesen Wunsch musste sie jedoch anfgeben, da die Stadt Scliönfliess, von verschiedenen Seiten wiederholt um ein Stipendium für Wilhelm Liebenow angegangen, dies ablehnte. Nach Absolvierung der „grossen Knabenschule“ in Scliönfliess trat Liebenow 1836 nun in Königsberg i. N. bei einem Kaufmann als Lehrling ein. Nach Beendigung der Lehrzeit war er dann gegen 2 Jahre in Bärwalde thätig. Der Beruf sagte ihm aber nicht recht zu und so trat er denn am 1. Oktober 1841 in Berlin als Freiwilliger in die Armee. Im Juni 1847 wurde er von dem Feuerwerkspersonal der Garde-Artillerie aus an die topographische Abteilung