322
12. (4. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
fährt Nehring S. 84 fort, den Unterarm eines Pferdes oder Kindes als Schnittknochen in Gebrauch nehmen wollte, so schlug man zunächst den Gelenkteil der Elle (Ulna) ab und entfernte an der Speiche (Radius) alle hervorragenden, also hinderlichen Teile der beiden Gelenkpartien, um dann die Vorderseite des Knochens als Gleitfläche zu benutzen. So ist es auch bei den abgebildeten Exemplaren geschehen. (Siehe die Figuren.) Dieser gehört dem hiesigen Märkischen Provinzial-Museuin und war während des Sommers 189(1 zusammen mit anderen Exemplaren in der Fischerei-Abteilung der Berliner Gewerbe-Ausstellung in Treptow
zur Schau gestellt; er ist bei Oderberg in der Mark« ausgegraben worden und stammt von einem Pferde. Die Gleitfläche ist spiegelblank, aber noch wenig abgenutzt. Dieser Schlittknochen zeigt die Eigentümlichkeit, dass er vorn und hinten von einem kreisrunden relativ grossen Bohrloch durchbohrt ist, wie man solches schon mehrfach bei Schlittknochen beobachtet hat. Offenbar hat man auf einem solchen durchbohrten Knochen ein schmales Holzbrett durch zwei Zapfen befestigt, um dann den Fuss auf das Brett zu setzen und ihn durch Riemen oder Bindfaden mit letzterem zu verbinden.“ — Hier weiche ich von Nehring ab, indem ich in dem letzterwähnten Knochen, wie angedeutet, vielmehr einen Schlittenknochen, Knochen zur Gleitfläche eines Piekschlittens, sehe. Ferner sei noch angeführt, was Nehring über die verschiedenen Längen der Schlittschuhknochen sagt: „Was die Länge der von mir gemessenen Schlittknochen anbetrifft, so variiert dieselbe von 210—330 mm. Der Schlittknochen von Bromberg ist nur 210 mm lang, der von Oderberg misst 320mm. Ersterer ist nach meiner Ansicht ein Knaben-Schlittknochen, letzterer ein solcher für Männer. Ich selbst habe die Länge meines Fusses (265 mm) mit der jener Knochen verglichen und bin zu dem Resultat gekommen, dass der Bromberger Schlittknochen für einen erwachsenen Mann viel zu kurz sein würde; dagegen würde der 320 mm lange Schnittknochen von Oderberg für einen mit Stiefel bekleideten Männerfuss die richtige Länge haben.“