12. (4. ordentl.) Versammlung des VI. Veieiusjalnes.
329
Diese Kienäpfel, eine allbekannte kegelförmige, harzdurchtränkto Fruchtbildung von massiger Grösse, in bescheidener Weise die klassische Form des thyrsuskrönenden Pinienapfels wiederholend — unseren Hausfrauen als Stoff zu hellloderndem Kamin- oder heissglimmendem Plättfeuer nicht unwillkommen — brauchen zu ihrer Entwicklung einen anderthalbjährigen Zeitraum und bleiben, nach Ausstreuung des geflügelten Samens, dunkel mit weit geöffneten Schuppen, noch längere Zeit am Zweig hängen. Meist stehen dieselben zu zweien, seltener einzeln oder zu 3—ö auf sehr kurzem Stiele beisammen.
Nun giebt es jedoch Fälle, wo ein Baum sich zu ungewöhnlicher Vermehrung seiner Zapfen aufrafft. Gewissermassen einer Idiosynkrasie gehorchend oder um eine andere, wenig verständlichere Phrase zu gebrauchen, einem Raptus von Hypertrophie verfallen, erzeugt er dann seine Frucht in gehäufter Stellung und überraschend grosser Menge, indem er ein Bild zeigt, wie t es uns in vorliegendem Falle sich in besonders auffallender und schöner Weise darstellt. In dichtem Quirl umgeben den starken Gipfeltrieb eines anscheinend jungen Bäumchens, img aneinander gedrängt, 21 Zapfen und die gleiche Bildung scheint höher oben, vennöge jüngerer, eben erst hervorbrechender Zäpfchen sich wiederholen zu wollen.
Unser Kienbaum ergiebt dergestalt, wenn auch regelwidrig, ein Abbild dessen, was man häufiger an der mediterranen Pinus bruttia, Ten, wahrnimmt, fälschlich sogar als Normalzustand dieser Species angesehen hat. Auch einige nordamerikanische Kiefernarten der dreinadeligeu Gruppe, wie z. B. die Pitch-pine, P. rigida, Mill. und P. muricata, Don, zeigen sich zu derartiger Fruchtanhäufung mehr oder weniger geneigt.
Bei uns darf eine solche nur als seltener Ausnahmsfall betrachtet werden, den das Individuum schwerlich in erneuter Generation fortpflanzen würde. Mir selbst ist sie zwar mehrfach aufgestossen, doch finde ich sie in der Litteratur kaum erwähnt und gestehe, sie in gleich vollkommener Weise, wie vorliegend, frisch noch nie gesehen zu haben.
Das in Rede stehende Exemplar, wohl der Aufbewahrung wie auch der Abbildung als märkisches Naturprodukt, wert, ist (vgl. die beigefügte Abbildung) miserem Provinzial-Museum als Geschenk des städtischen Garteninspektors, Herrn Hampel, zugegangen. Es stammt dasselbe aus den PotsdamerForsten und zwar ist es, um die Lokalität genauer zu bezeichnen, der waldreichen Umgebung des Dorfes Golm entnommen worden.
7. Herr Dr. Pniower trägt folgendes vor:
Im Juli dieses Jahres feierte die bekannte Berliner Kupferdruckerei O. Fel sing ihr hundertjähriges Bestehen. Aus Anlass dieses Jubiläums hat sie das vorliegende Werk „100 Jahre im Dienste der Kunst“ als Erinnerungsgabe hersteilen lassen, zugleich wohl um eine Probe ihrer
25