14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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Nordsee-Tiere, Fische, Krebse und Weichtiere grösser und schmackhafter und so giebt es auch sehr grosse Exemplare von Miesmuscheln in der Nordsee. Allein das Ungestüm des Meeres, das beständige Umwühlen des Grundes durch die alle 12 Stunden wechselnden Gezeiten, die heftigen Strömungen lassen die Miesmuscheln sehr ungleich wachsen. ' Daher fällt auch die Marktware ungleich aus, die Tiere sind im allgemeinen kleiner und unansehnlicher, mehr mit Algen, Parasiten aller Art, Schlick und Sand bedeckt, als dies bei den zu Markte kommenden Miesmuscheln der westlichen Ostsee der Fall ist. Setzte man die Miesmuscheln in geschützte Bassins und gewährte ihnen Pfähle zum Anheften, so könnte man zweifellos ebenso gute Ware wie in den Ostseeförden und Belten erzeugen. Aber das ist zu teuer; wo solche Vorkehrungen gebaut werden, da setzt man in sie lieber die besser lohnende Auster ein.
Dagegen werden in den erwähnten Teilen der Ostsee, vornehmlich in Schleswig (Flensburg und Apenrade), die Miesmuscheln fast wie Haustiere behandelt und gepflegt. Man steckt ihnen ganze Baumschulen von Pfählen in die nicht von Ebbe und Flut beherrschten stilleren Buchten und erzielt durch diese Sorgfalt die Pfahlmuscheln, d. h. jene gleichmässig grossen, sehr ansehnlichen, schieferblauen, weniger als die freien Nordsee - Miesmuscheln glänzenden Konchylien, welche sich schon durch ihr appetitliches äusseres Ansehen empfehlen. An unseren nächsten Küsten (Pommern) kommt die Miesmuschel auch in Unmengen vor, wird aber nicht so gross, obwohl ich einzelne Exemplare vor der Insel Zingst und dem Dars gefunden habe, die sich mit den Pfahlmuscheln messen dürfen. Man könnte ohne Zweifel namentlich an der neu-vor- pommerschen Küste Pfahlmuscheln produzieren, aber die Bevölkerung, welche keine Muschelnahrung essen mag, ist viel zu indolent, um Versuche zur Herstellung marktfähiger Ware für Berlin zu machen.
Es giebt nun noch in unserer Ostsee, besonders aber in der deutschen Nordsee eine Menge essbarer Muschelarten; die auch wirklich an den belgischen, französischen, englischen und schottischen Ufern verzehrt werden, unsere Küstenbevölkerung verhält sich aber dagegen ablehnend und in Berlin weiss unter Zehntausend vielleicht kaum einer, dass diese Tiere geniessbar, gesund, sogar wohlschmeckend sind. Ich komme hierauf bei Besprechung unserer heutigen Ausstellung zurück.
C. Beschreibung der Ausstellung.
Die ausgestellten Tiere gehören teils der Sammlung des Märkischen Museums, teils meiner seit über 40 Jahre gepflegten Privatsammlung an, welche ich allmählich dem Märkischen Museum einverleibe.
Die bereits spezieller erwähnten Objekte führe ich nicht noch einmal an.