19. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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Eine zweite Beziehung fand ich in der englischen Litteratnr bei dem Humoristen Boz (Charles Dickens). Von einer Betschwester heisst es bei Charles Dickens „Die Pickwickier“ T. Kap. 28: „Wer hätte ihren Ermahnungen, unserer trefflichen Gesellschaft beizutreten, welche Negerkinder in Westindien mit Flanelljacken und moralischen Taschentüchern versieht, sein Ohr verschlossen?
„Was ist denn ein moralisches Taschentuch? fragte Sam. Ich habe noch nie eine solche Ware gesehen.
„Taschentücher, welche das Vergnügen mit der Belehrung verbinden, mein junger Freund, erwiderte Herr Stiggins. Es sind auserlesene Erzählungen mit Holzschnitten darauf gedruckt.
„Ach, ich erinnere mich, sagte Sam, sie hängen in den Leinewandläden mit Bettlerpetitionen und anderem dergleichen Zeug darauf.“
Die Pickwickier sind 1836 geschrieben.
XXIII. Zur Heimatkunde des Kreises Eckartsberga, Provinz Sachsen, hat der als Heimatsforscher rükmlichst bekannte Superintendent Herr L. Naumann in E. ein neues Heft 3, 1902 seiner Skizzen und Bilder herausgegeben mit folgendem Inhalt: Spuren slavischer Ansiedlungen im Kreise; die Pflanzung, Ausbreitung und Befestigung des Christentums im Kreisgebiete; das Emporkommen der Städte (Bibra, Cölleda, Eckartsberga, Heldrungen und Wiehe).
Wir können dem Kreise nur zu diesem wissenschaftlichen, echt volktümlichen Unternehmen wie wir es bereits (in der Brandenburgia wiederholentlich) getlian, aufs neue in der Hoffnung Glück wünschen, dass endlich ähnliches auch in der Provinz Brandenburg ins Leben treten möge.
XXIV. Diskussion über Fräulein Lemkes Vortrag: Docke und Puppe (Sitzung vom 29. Januar 1902).
Der interessante Vortrag unseres auf der zweiten wissenschaftlichen Reise nach Italien befindlichen Mitgliedes hat zu verschiedenen Zeitungsartikeln und Zuschriften an mich Veranlassung gegeben. Namentlich muss ich die überhaupt durch gediegene heimatkundliche Aufsätze sich auszeiclinende „Tägliche Rundschau“ hervorheben, welche von einem anonymen Verfasser unter dem Stichwort „Puppe-Docke“ am 7. d. M. einen sehr ausführlichen lehrreichen Vortrag gebracht hat. Einiges hieraus sei uns mitzuteilen verstattet.
In Württenberg ist das Wort „Puppe“ vielfach noch heute dem Volk ganz unbekannt. Es wird uns geschrieben, „in Württemberg, sowohl in den schwäbischen als auch fränkischen Gegenden, ist die Bezeichnung „Docke“ für Puppe gebräuchlich. Oft begegnet man dem Ausdruck „Zuckerdockele“, den man auf eine zierliche, niedliche Person (Mädchen) anwendet, nicht selten im ironischen Sinn von „Rührmichnichtan“, das man nicht anfassen kann, aus Furcht, es könnte zerbrechen, oder das von einem starken Lufthauch