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19. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
umgeworfen werden könnte.“ „Das ist ein rechtes Dockele“ — oder auch „a herzig’s Dockele“ — sagt man auch von einem zierlichen oder gezierten Mädchen. Aus Ulm schreibt uns die Gattin eines hohen Offiziers: „Auf der Messe (Jahrmarkt) giebt es jedes Jahr noch Dockenkomödie. Die Ausdrücke Dockenstube, Dockenküche, Dockenwiege, Dockenwagen, Dockenkleidle, Dockenschühl’e sind gang und gäbe.“ „Da bei uns alles gemütlich zugeht, — schreibt eine Dame — so heisst es natürlich „Dockele“, und es wird davon das Verbum „dockein“ = Puppen anziehen, abgeleitet. Ebenso hört man sehr häufig, dass eine Mutter ihre Kinder „andockelt“ d. h. sie recht niedlich anzieht.“ — Eine abweichende Schreibweise des fraglichen Wortes gebraucht ein anderer Einsender, nämlich „Dogge“. Er bemerkt weiter: „Häufig trifft man auch die Form „Dogg-anne“. Vielleicht ist diese aus dem Namen: „Dogge Anna“ entstanden, wie ja Kinder ihren Puppen häufig
Namen geben. „Doggelich“ bezeichnet etwas zierliches, kleines. „Doggein“ ist ein ganz geläufiger Ausdruck für „Spielen mit der Puppe“ und auch die Mutter spricht davon, dass sie „doggein“ müsse, wenn sie auf Weihnachten für die Dogge ihres Lieblings eine neue Garderobe anfertigt.“ Das Wort Docke — so und nicht Dogge wird es in allen anderen Briefen aus Württemberg geschrieben — flndet sich auch in dem schwäbischen Tanzliedchen „Kosestock, Holderblüt“. Der zweite Vers lautet dort:
G’sichterl wie Milch und Bluat,
’s Dirnderl is gar so guat,
Um und um Dockerl nett,
Wann i’s no liätt’!“
Überall scheint „Docke“ in Bayern vorzukommen, teilweise auch in Vorarlberg. Ein Schweizer kennt ausserdem ein Wort „Dockebabel“, aber nicht den Sinn des angehängten „Babel“. Ein anderer schreibt dagegen: „Der Ausdruck erscheint in der Ostschweiz als „Dockebabe“, was eine Tautologie ist, da „Babe“ allein auch schon „Puppe“, allerdings in derber Weise auch eine beschränkte Person, etwa als Synonym für Gans bedeutet. „Dockebabe“ aber bedeutet nur „Puppe“. Endlich werden aus Süddeutschland noch Baden, die alte Pfalz, angeführt.
Anscheinend fast ebenso sehr, wie in Württemberg, ist das fragliche Wort verbreitet in allen Gebieten der schlesischen Mundart, wird dort aber „Tocke“ geschrieben und in der Verkleinerung „Tockel“. In Karl von Ilolteis Gedicht „Guttschmäcke macht Bettelsäcke“ heisst es:
„De Julchen ging wul in de Schule,
Se hott ooch ziemlich gut gelärnt;
Das Julerle wurd anne Jule
Und war su weit nicht hässlich ärnt:
Se machte sihch! Kam se gegangen,
Sag sich se wie a Tockel an. . .
Die Kinder in der Grafschaft Glatz singen, wenn sie am Sonntag Lätare mit aufgeputzten Maibäumchen von Haus zu Haus ziehen und dafür mit „Brezeln“ (knusprig gebackenen einfachen Schaumkringeln) bewirtet werden, ein Lied, in welchem es heisst: