Heft 
(1902) 11
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19. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

umgeworfen werden könnte.Das ist ein rechtes Dockele oder auch a herzigs Dockele sagt man auch von einem zierlichen oder gezierten Mädchen. Aus Ulm schreibt uns die Gattin eines hohen Offiziers:Auf der Messe (Jahrmarkt) giebt es jedes Jahr noch Dockenkomödie. Die Ausdrücke Dockenstube, Dockenküche, Dockenwiege, Dockenwagen, Dockenkleidle, Dockenschühle sind gang und gäbe.Da bei uns alles gemütlich zugeht, schreibt eine Dame so heisst es natürlichDockele, und es wird davon das Verbumdockein = Puppen anziehen, abgeleitet. Ebenso hört man sehr häufig, dass eine Mutter ihre Kinderandockelt d. h. sie recht niedlich anzieht. Eine abweichende Schreibweise des fraglichen Wortes gebraucht ein anderer Einsender, nämlichDogge. Er bemerkt weiter: Häufig trifft man auch die FormDogg-anne. Vielleicht ist diese aus dem Namen:Dogge Anna entstanden, wie ja Kinder ihren Puppen häufig

Namen geben.Doggelich bezeichnet etwas zierliches, kleines.Doggein ist ein ganz geläufiger Ausdruck fürSpielen mit der Puppe und auch die Mutter spricht davon, dass siedoggein müsse, wenn sie auf Weihnachten für die Dogge ihres Lieblings eine neue Garderobe anfertigt. Das Wort Docke so und nicht Dogge wird es in allen anderen Briefen aus Württem­berg geschrieben flndet sich auch in dem schwäbischen Tanzliedchen Kosestock, Holderblüt. Der zweite Vers lautet dort:

Gsichterl wie Milch und Bluat,

s Dirnderl is gar so guat,

Um und um Dockerl nett,

Wann is no liätt!

Überall scheintDocke in Bayern vorzukommen, teilweise auch in Vorarlberg. Ein Schweizer kennt ausserdem ein WortDockebabel, aber nicht den Sinn des angehängtenBabel. Ein anderer schreibt dagegen: Der Ausdruck erscheint in der Ostschweiz alsDockebabe, was eine Tautologie ist, daBabe allein auch schonPuppe, allerdings in derber Weise auch eine beschränkte Person, etwa als Synonym für Gans bedeutet. Dockebabe aber bedeutet nurPuppe. Endlich werden aus Süddeutsch­land noch Baden, die alte Pfalz, angeführt.

Anscheinend fast ebenso sehr, wie in Württemberg, ist das fragliche Wort verbreitet in allen Gebieten der schlesischen Mundart, wird dort aber Tocke geschrieben und in der VerkleinerungTockel. In Karl von Ilolteis GedichtGuttschmäcke macht Bettelsäcke heisst es:

De Julchen ging wul in de Schule,

Se hott ooch ziemlich gut gelärnt;

Das Julerle wurd anne Jule

Und war su weit nicht hässlich ärnt:

Se machte sihch! Kam se gegangen,

Sag sich se wie a Tockel an. . .

Die Kinder in der Grafschaft Glatz singen, wenn sie am Sonntag Lätare mit aufgeputzten Maibäumchen von Haus zu Haus ziehen und dafür mit Brezeln (knusprig gebackenen einfachen Schaumkringeln) bewirtet werden, ein Lied, in welchem es heisst: