19. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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„Die gulcl’ne Schnur geht um das Haus,
Die scheene Frau Wirten geht ein und aus.
In ihrem rutseid’nen Rocke Ist sie wie eine Tocke.“
Nach einem anderen Brief wird am Gründonnerstag die Hausfrau also angesungen:
Sie ist wie eine Tocke In ihrem bunten Rocke.“ r
Eine dritte Leserin schreibt:
„Sie sitzt wie eine Tocke In ihrem schwarz-braun Rocke,“
und meint, es „sollte hiermit wohl die gewisse feiex-liche Steifheit, das Puppenähnliche, ausgedrückt werden, das einer Frau im Sonntagsstaat anhaftet.“ Zum Schluss der Auswahl schlesischer Briefe geben wir noch folgende Zuschrift wieder:
„Keen Schläsier liotter wull nich bei Euch, gell nee! Suster wullt ich sprechen, froit ’n amol, wie de kleen Madel uff die Puppen sprechen tliun. Wenn a oo vu durte har ies wie iech, vum Zutabei’ge aus a Stickel uf Brassei zu, da wird ersch schunn wissen, doss se durte keene Puppen nich kenn’n — blussig „Tocken“, dos lieesst — uffn Dürfe natiei'Iich. Nischt fer ungutt! Huch de Geeinte!“
Natürlich findet sich der Ausdruck auch in den an Schlesien angrenzenden Gebieten. So beispielsweise in Posen. Aus Rawitsch schreibt uns eine Dame: „Tocke wurde von uns zwar nicht direkt für unsere Puppen angewandt, aber es bezeichnete jemanden, der so geputzt und geziert, wie eine Puppe, herumging. Namentlich kleine Mädchen, die so recht steif geglättete Kleider trugen und deshalb — um diese nicht vorzeitig zu zerdrücken (knautschen) — die Arme steif abhielten, nannten wir Tocken. Als höchsten Inbegriff aller Ziererei sogar „Klitschei’tocken“. Die Klitscher ist die Kinderklapper. Eine Klitschertocke ist eine Puppe, die mit Schellen geputzt ist, gewöhnlich nur Kopf, Rumpf und Arme hat, und statt der Beine einen Stock, der gedreht wird. Bei Neutomischl sagt man „Tock“, besonders in der Zusammenstellung „Pfeffertock“. Ebenso werden im Lande Sternbei-g (Neumark) die aus Pfefferteig hergestellten Puppen (Männer, Frauen, Wickelkinder), welche an den Weihuachtsbaum gehängt werden, allgemein „Pfefferdocken“ genannt.
Aus Thüringen wird uns ein altes Kinderlied mitgeteilt;
„Sonne, liebe Sonne!
Droben in der Tonne Sitzen drei kleine Döckerclien Mit den goldenen Röckerchen.
Herr Rektor Monke teilt mit, dass der Ausdruck „Docke“ statt Puppe in Zeitz sowie in Neidenburg (Ostpreussen) üblich sei.
Wenn ich sonstige Zeitungsangaben und Zuschriften zusammenfassen darf, so müssen wir viererlei scharf unterscheiden.