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2. (1. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
E. Trowitzscli u. Sohn besichtigt wurden. Da die Zahl der Teilnehmer, denen sich viele Frankfurter Bürger angeschlossen hatten, eine grosse war, musste eine Teilung vorgenommen werden, und während die Naturfreunde die Pracht und Reichhaltigkeit der Obstgärten bewunderten,' Hessen sich die Kunstfreunde die Entstehung der wundervollen Farbendrucke, die nach Originalen deutscher, holländischer und italienischer Meister sehr getreu hergestellt werden, auseinandersetzen. Nachdem alles eingehend besichtigt worden war, wurde der Spaziergang über die Anhöhe, die hier das Oderthal begrenzt, nach dem Wasserturm fortgesetzt, von dessen Plattform man eine wunderhübsche Aussicht über die Stadt Frankfurt und das breite, in frischem Grün prangende Oderthal geniesst. Ein kleiner Imbiss stärkte zu weiterem Marsch, dann ging es den Thalabhang hinunter über die Gleise der Eisenbahn zum Buschmühlenweg und auf diesem an schmucken Landhäusern und blühenden Gärten vorüber zur Stadt zurück.
Der Buschmühlenweg endet bei dem Kart hausbad, einem an Stelle des von den Schweden 1631 zerstörten Karthäuserklosters errichteten Restaurant, auf den Anger, der jetzt als Paradeplatz dient und an dessen nördlichem Ende sich die 1878 in gothischem Stil erbaute Gertraudkirche erhebt. Nördlich von derselben zieht sich der in einem Park umgewandelte Gertraudkirchhof hin, von dessen Grabdenkmälern die für den Dichter des „Frühlings“ Ewald von Kleist (f 24. Aug. 1759 an den in der Schlacht bei Kunersdorf erhaltenen Wunden) und für den Frankfurter Universitäts-Professor .1. G. Darries (f 1791), letzteres ein Werk Schadows, erhalten sind. An der westlichen Seite des Parks steht die von M. Unger, einem Mitgliede der „Brandenbnrgia“, modellierte Bronzestatue des Prinzen Friedrich Karl von Preussen, die dem verdienten Heerführer von dem 3. Armeekorps errichtet wurde. Vom Gertraudkirchhof, der eine historische Berühmtheit erlangte, weil hier 1518 der Ablasskrämer Tetzel Luthers Schriften verbrannte, begaben sich die Teilnehmer an dem alten St. Spiritus-Hospital und dem neuen stilvollen Postgebäude vorüber nach dem Wilhelmsplatz, in dessen Mitte sich das gleichfalls von Unger geschaffene Kaiser Wilhelm-Denkmal erhebt. Links am Wilhelmsplatz liegt die schöne Trowitzsche Villa, geradeaus das Stadttheater und links erhebt sich eine Sandsteinpyramide für die im Kriege gefallenen Kameraden des Leibgrenadierregiments. Hinter diesem Denkmal beginnt eine reizende Promenade, die sich auf der früheren Umwallung der Stadt und längs der alten teilweise eingebauten Stadtmauer hinzieht. Mit grosser Kunst hat inan hier die ehemaligen Befestigungswerke, deren Reste sich in Gestalt von zerbröckelten, epheu- bewachsenen Mauertrümmern und Weichhäusern längs der Anlagen vorfinden, mit Benutzung des Wallgrabens und der Abhänge des Hoch-