1 : (5. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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des Ordenssaales nach dem Charlottenburger Mausoleum wanderten. Erst der unglückliche Bruder Friedrichs II. wohnte hier einige Zeit und nach ihm, allerdings auch nur für zwei Sommer Kronprinz Friedrich Wilhelm und seine Gemahlin Luise. Im Jahre 1804 wurde im Schlosse von einem gewissen Hempel eine Spinnerei eingerichtet, die sich aber nicht halten konnte, so dass das Schloss an den Staat zurückfiel. Darauf richtete die Seehandlung im Schloss eine Silberschmelze ein, daher kam es wohl, dass zunächst 1881 das Innere völlig ausbrannte und 1841 ein Flügel gänzlich durch Feuer zerstört wurde. So blieb das Schloss als Ruine stehen, bis 1851, als König Friedrich Wilhelm IV. es zum Lehrerseminar bestimmte. Nachdem es gäuzlich ausgebaut worden war, wurde es 1861 bezogen. Es sind gegenwärtig 90 Zöglinge untergebracht.
Nachdem Herr Pastor Engel geendet hatte, ergriff Herr Schirrmeister das Wort, um über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Grundsätze der Kolonie Eden zu sprechen. Im Jahre 1893, so führte er aus, traten 18 Berliner Heri’en zusammen und erwarben mit einem Kapital von 18000 M. an dem Wege nach Quadengermendorf ein Gelände von 150 Morgen Grösse, um eine Obstbaukolonie zu gründen. Man wollte auf dem unfruchtbaren Sandboden durch gärtnerischen Betrieb Erfolge erringen. Zu dem Zweck wird gegenwärtig nur Beerenobst und daneben Zwerg- und Spalierobst gezogen. Das Unternehmen ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht, der Boden und die Häuser bleiben Besitz der Gesellschaft, die Häuser und ein Teil des Landes werden verpachtet, während der grösste Teil gemeinsam bewirtschaftet wird. Augenblicklich besteht die Gesellschaft aus 100 Mitgliedern, und ihre Anlage hat einen Wert von 50 000 M. Sie bietet einer Familie mit einem Anlagekapital von 1500 bis 2000 M. Gelegenheit, sich ein bescheidenes Heim zu schaffen. Die Produkte werden gemeinschaftlich verkauft und gehen wnnderbarer Weise zum grössten Teil garnicht nach Berlin. Neben dieser wirtschaftlichen Seite spricht aber auch die pädagogische noch mit. Die Kinder wachsen in der frischen Luft auf, und für ihre Erziehung sorgt eine Volksschule, welche gegenwärtig 25 beherbergt.
Damit war die Zeit für das Mittagsmal herangekommen. Die Tafel war im Hotel Rathaus errichtet. Bei Tisch brachte Herr Bürgermeister Beutner den Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus. Herr Geheimrat Friedel toastete auf die Stadt Oranienburg und dankte für den freundlichen Empfang und Herr Forstmeister Kampmann liess die Damen leben.
Nach Tisch wurde das Königliche Waisenhaus besichtigt. Es ist im Jahre 1665 von der Kurfürstin Luise Henriette gestiftet worden. In seinem Speisesaal zu ebener Erde befindet sich ein grosses Gemälde des Holländers Terwesten, das die Gründung von Oranienburg zum Gegenstände hat. Es stellt den Kurfürsten und die Kurfürstin vor, die neben einem Tisch stehen, auf dem der Graf Schwerin eine Ochsenhaut
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