Heft 
(1902) 11
Seite
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7. (5. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Zimmer, der sog. Ordenssaal, besitzt noch die schönen Verzierungen aus der Glanzzeit des Schlosses. An dem Rande der Decke sind zahlreiche Stuckornamente angebracht, unter ihnen die Embleme des Hosenband­ordens, während die Mitte der Decke von einem grossen Gemälde aus­gefüllt wird, das die Einführung des Thees in Europa zum Gegenstände hat. Auf dem Rückweg führte uns Herr Schulrat Urlaub durch ein kleines Kabinett, in welchem Prinz August Wilhelm, der Bruder Friedrichs des Grossen, im Jahre 1758 gestorben war, nachdem er sich ein Jahr vorher durch seine erfolglose Kriegsführung die Ungnade des Königs zugezogen hatte. Das entsprechende Eckzimmer des anderen Flügels besitzt an seiner Decke wiederum ein Gemälde, das den Thee feiert.

Nach der Besichtigung des ersten Stockwerks stiegen wir die zweite Treppe empor und versammelten uns in der Aula, um den Vortrag des Herrn Pastors em. Engel über Oranienburg zu vernehmen. Unweit der Stelle des heutigen Schlosses, so führte der Herr Redner aus, hatte einer der ersten askanischen Markgrafen eine Burg erbaut an einer der wenigen passenden Übergangsstellen. Es war das die Burg Bötzow. Waldemar d. Gr. errichtete unweit der Burg einen Eisenhammer und eine Glashütte. In späterer Zeit wurde an der Stelle des Eisenhammers die Burg Neu­mühl angelegt. In der Zeit der luxemburgischen Verwaltung zerstörten die Quitzows die Burg Neumühl und eroberten Bötzow. Bei Erdarbeiten hat man einen unterirdischen Gang gefunden, welcher von einem Keller des Schlosses hiuüberführt zu einem Keller in der Breitenstrasse. Solche unterirdischen Strassen wurden bei Belagerungen benutzt, um in den Rücken des Feindes zu kommen. Als die hohenzollernschen Kurfürsten in den Besitz gelangt waren, haben noch häufig Verpfändungen der Burg und der zugehörigen Dörfer stattgefunden. Es war der jagdliebende Kurfürst Joachim II. der hier durch Kaspar Theiss ein Jagdschloss bauen liess. Der dreissigjährige Krieg aber zerstörte alle Anlagen, auch Bötzow selber hatte sehr zu leiden. Es ging die Hälfte der Feuerstellen ein. Als nach dem Kriege die Kurfürstin Luise Henriette auf einem Jagdausfluge hierher kam, gefiel ihr die Landschaft, erinnerten doch Fluss, Wiese und Buschwerk an die holländische Heimat, und so be­schloss sie hier ein Schloss anzulegen. Es geschah dies im Jahre 1652, seit welcher Zeit der Name Oranienburg in Gebrauch kam. Die Kur­fürstin baute allmählich das Schloss und in seiner Nähe eine Meierei sowie eine Brauerei und schuf den Park. König Friedrich I. erweiterte das Schloss um zwei Flügel und schmückte es im Innern auf das prächtigste aus, so dass es zu den ansehnlichsten gehörte. Das war die Glanzzeit des Schlosses. Als sich die Liebe der Ilohenzollern der Potsdamer Gegend immer entschiedener zuwandte, verlor Oranienburg allmählich an Ansehen. Die innere Einrichtung wurde herausgenommen und anderweitig verwertet, bis zuletzt sogar die schönen Jaspissäulen