7. ( 5 . ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
Wandei’fahrt nach Oranienburg und Lehnitz
Sonntag, den 7. September 1902.
Tm Gegensatz zu den meisten früheren Ausflügen der Gesellschaft wurde der diesmalige durch besonders schlechtes Wetter eingeleitet. Es regnete in Strömen; aber trotzdem hatten sich noch ungefähr dreissig Teilnehmer eingefunden. Tn Oranienburg trafen wir um 9 Uhr 45 Min. ein. Der erste Gang galt dem Hause des Kg. Sanitätsrates Herrn Dr. Ossowidzki. Das Ilaus selbst ist ein Rest der kurfürstlichen Meierei. Beim Eintritt in dasselbe erhielt jeder von zwei weissgekleideten kleinen Mädchen einen hübschen Strauss als freundlichen Gruss. Das Innere aber des Hauses war in ein Museum umgewandelt worden. In allen Zimmern waren die Sammlungsobjekte aufgebaut, und die Schätze Hessen sich bis unter das Dach verfolgen. In dem einen Zimmer war ein grosser Tisch dicht bedeckt mit Geräten vorgeschichtlicher Zeit: mit Warten, Hämmern, Urnen aller Art und Grösse. Unter den Waffen war ein Bronzesclnvert beachtenswert, das sich zusammen mit dem Geweih eines Elch gefunden hatte. In einem zweiten Zimmer standen auf Tischen' und in Glasschränken schöne Porzellansachen aller Art; Schalen, Teller'' Tassen, Nippes u. s. w. Ferner waren Krüge, Gläser, Dosen u. a. vorhanden. An den Wänden hingen Gemälde und Kupferstiche und auf den Stühlen waren alte Folianten aufgestellt, alte Drucke naturwissenschaftlichen, technischen und geographischen Inhaltes zum Teil mit reichem Bilderschmuck. Das älteste Buch war „Das Schiff der Penitentz“ von Dr. Johann Gayler von Kaysersperg. Die Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit der Sammlung legte das beste Zeugnis ab für die Umsicht des Sammlers.
Unser nächster Besuch galt dem Königlichen Schlosse. Vor seinem Eingang begrüsste uns der Kgl. Schulrat Herr Urlaub und führte uns zunächst in ein Zimmer zu ebener Erde; in zweien seiner Wände sind einander gegenüber Hochreliefs eingelassen, die Scenen aus dem Mythenkreise des Apollo darstellen. Darauf stiegen wir eine Treppe empor und durchwanderten eine Reihe von leeren Zimmern, die Königszimmer, bis wir in einem grossen Eckzimmer Halt machten. Dieses
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