Heft 
(1902) 11
Seite
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8. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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UI. Unser alter guter Freund und Gesellschaftsgenosse Ferdinand Meyer hat am 6. Juni 1902 das Zeitliche gesegnet und ist unter leb­hafter Anteilnahme der ßrandeuburgia ain 9. dess. auf dem Dreifaltigkeits­kirchhof an der Bergmannstrasse beerdigt worden.

F. M. ist in literarischer Beziehung im besten Sinne ein selbst­gemachter Mann gewesen, seine umfassenden landes- und kulturgeschicht­lichen Kenntnisse verdankte er neben natürlicher Begabung einem eisernen Fleiss. Still und geräuschlos, ohne viel Wesens zu machen, hat er für Berlin und die Berliner Jahrzehnte lang gewirkt. Mit ihm geht einer der besten Kenner unserer Reichshauptstadt dahin. Seit Jahrzehnten ist er als Berichterstatter für berlinische, meist ortsgeschichtliche An­gelegenheiten bei dem spezifisch - berlinischen Organ, der Vossischen Zeitung, mit Erfolg thätig gewesen. Neben dem Archivar E. Fidicin, gleich ihm einem Beamteten im Dienste unserer Stadtgemeinde, und neben Dr. Beer kann er als Begründer des hochangesehenen Vereins für die Geschichte Berlins gelten. Das Mitglieder-Yerzeichnis unserer Branden­burg^ führte ihn mit drei Sternchen, als Zeichen, dass er zu ihren Mit­begründern gehörte. Unsere Gesellschaft hat kaum ein eifrigeres Mitglied gehabt, sicherlich kein treueres. Allzeit dienstfertig und gefällig ist F. M. nicht bloss unserer wissenschaftlichen Vereinigung, sondern auch vielen Mitgliedern von grossem Nutzen gewesen.

Unter seinen grösseren Schriften seien erwähnt:Berühmte Männer Berlins und ihre Wohnstätten (18751877, 3 Bde.);Daniel Chodo- wiecki, der Peintre-Graveur;Der Berliner Thiergarten von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart.

Ferdinand Meyers Andenken wird in unserm Kreise stets hoch­gehalten werden.

IV. Rudolf Virchow f. Der unerbittliche Tod hat uns ihn, das im vergangenen Jahre bei der Feier seines achtzigjährigen Geburtstages erwählte Ehrenmitglied, auf welches wir besonders stolz waren, am 5. d. M., wie bekannt nach langem, aber mit philosophischer Geduld ertragenem Krankenlager entrissen.

Er hat die Forschungen unserer Brandenburgs von Anbeginn mit grossem Interesse verfolgt und derselben, als ich ihm die Wahl zum Ehrenmitgliede in der denkwürdigen Nacht vom Sonnabend den 12. bis Sonntag den 13. Oktober 1901 überreichte denn die Ovationen zogen sich bis in die Morgenfrühe des Geburtstages hin auf das Freund­lichste gedankt.

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Wer dem wissenschaftlichen Genius R. Virchows voll gerecht werden wollte, müsste eine Art Universalgenie gleich ihm sein und mehr wie einen vollen Vortragsabend zur Verfügung haben. Es versteht sich von