Heft 
(1902) 11
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14. (6. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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Mergel von Belzig, in denen der Damhirsch und der Karpfen ge­funden ist. Der Damhirsch ist aber bei uns in postdiluvialer Zeit nicht mehr einheimisch gewesen, er stammt aus dem südlichen Europa, be­sonders Griechenland und ist bei uns erst im 16. Jahrhundert als gehegtes Wild künstlich eingeführt und eingewöhnt worden, während der Karpfen erst durch die christliche Geistlichkeit, bei uns wohl kaum vor dem 13. Jahrhundert oder doch nicht viel früher eingeführt ist, wobei es sehr merkwürdig und bezeichnend erscheint, dass der Karpfen sich auch jetzt nach 600 Jahren hei uns noch nicht im freien See oder Strom, sondern nur unter der Obhut des Menschen, gewissermassen also künstlich, in Teichen, fortpflanzt. Er hat sich, während er bei uns im Interglaziär in wärmerem Wasser wild vorkam, also noch immer nicht in die jetzigen klimatischen Verhältnisse völlig eingewöhnen können.

Ich schliesse für heut hiermit meine Ausführungen über den Ur­menschen, welche bezüglich unserer Gegend, wie angedeutet, die Mög­lichkeit, nach Analogie zu schliessen, zulassen, dass auch in der Provinz Brandenburg der Urmensch bereits vor der ersten Vergletscherung und vor allem während der Zwischeneiszeiten gelebt haben kann. Warum sollte auch der Mensch, der Allesesser, zu einer Zeit den Kampf um das Dasein nicht zu bestehen vermocht haben, wo die noch auf Gras und Kraut und Laub angewiesenen riesigen Säugetiere ein auskömmliches Dasein während ungezählter Jahrtausende zu fristen vermochten? Es ist kein einziger stichhaltiger, gegenteiliger, verneinender Grund nach­zuweisen.

XXIa. Der Bronze- und Gold-Sammelfund von Wustermark, Kr. Ost-Havelland.

Herr Gutsbesitzer llornemann in Wustermarck hat auf An­regung u. M. des Herrn Rektor Otto Monke die Güte gehabt, den Ihnen hiermit vorgelegten und in dem gedruckten Bericht nach einer Photographie in 3 4 natürlicher Grösse abgebildeten Sammelfund dem Märkischen Museum zu verehren, woselbst er unter B. II. 23 25323 250 eingetragen ist.

Der Fund besteht in 4 Armringen und zwölf kleinen Handgelenk­ringen, von denen immer 3 zu einem Ganzen mittels Bronzedraht, von dem sieh Reste und Spuren erhalten haben, verbunden waren. Alles Bronze. Die 4 grossem Ringe lagen übereinander in ihnen, wiederum übereinander die viermal drei offenen kleinen Ringe und in deren Mitte ein 6,2 gr. schwerer, etwa 15 Mark Goldwert enthaltener Goldring. Die 4 grossen Ringe wiegen zusammen 1330 gr., die 4 kleinen Armringe 195 gr.

Die 4 grossen Ringe haben eine grösste lichte Weite von 8,5 bis 10 cm. Die kleinen Ringe eine solche nur von 5 bis 6,5 cm. Der Goldring hat gar nur eine Weite von 1,1 cm, so dass er nicht auf den zartesten Damenfinger passt. Wegen der Bedeutung dieser spiralig ge-

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