Heft 
(1902) 11
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14. (6. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Allen Asiens und Afrikas, welche Rudolf Yircliow besonders unwissen­schaftlich erscheint, keine Auferstehung im Kreise dieser neuesten For­schungen gefunden, vielmehr sucht man neben dem jetzigen Atfenreiche die phylogenetischen Anfänge für Mensch und Alle im Tertiär, wie dies bei den Erörterungen des auch in der ,,Brandenburgs bereits er­wähnten Pithecanthropus erectus Dubois mehrfach zu begründen versucht wurde; die Trennung der beiden Stammbäume von Menscli und Att'e liegt also schon im Tertiär.

Die Einzelheiten dieser schwierigen Untersuchungen können wir bei der vorliegenden Gelegenheit nicht weiter berühren.

Wie liegt nun die Angelegenheit des Urmenschen in der Provinz Brandenburg?

Skeletteile oder sonstige Reste des Diluvial-Menschen (Homo primigenius sowohl wie H. sapiens diluvianus) sind bei uns noch immer nicht gefunden, insbesondere haben die von Alfred Nehring so trefflich beschriebenen äusserst wichtigen Funde aus den j uugdiluvialen Torf­mooren bei Klinge unweit Cottbus leider keine menschlichen Reste ergeben, wenn auch darunter mindestens-zwei von Menschen bearbeitete Röhrknochen vom Nashorn entdeckt worden sind. Hieran reihte sich die erwähnte bearbeitete Pferde-Scapula von Rixdorf und die be­arbeiteten Knochen aus dem Diluvium von Hohen-Saathen sowie die Keule aus Mammutknocheu, ausgegraben bei der Spreeregulierung im Diluvium von Charlotten bürg*). Bearbeitete Steine aus dem brandenburgischen Diluvium sind ebenfalls im Besitz des Märkischen Museums.

Viel reichhaltiger sind, wie ihnen allen bekannt, die Tierknochen­funde aus dem Diluvium namentlich von Rixdorf und Neu-Britz.

ich habe schon früher angedeutet, dass diese Fauna eine chrono­logisch durcheinander gewürfelte ist, indem die Ablagerungen des jüngsten Präglazial sowie der älteren Zwischeneiszeiten durch die nächst­folgende Vergletscherung bezw. Zwischeueiszeit mindestens zum Teil umgearbeitet oder zerstört worden sind. So nur vermag ich es mir zu verdeutlichen, dass beispielsweise in einem und demselben Interglaziär im selben Horizont die Backzähne des älteren, auf ein wärmeres Klima deutenden Elephas antiquus und Rhinoceros merckii mit dem jüngeren pelzhaarigeu Elephas primigenius (Mammut) und dem Rhinoceros tichorhinus zusammen gefunden sind. Dass aber wärmere Perioden in unserem Interglaziär vorkamen, beweisen u. A. die von Prof. Dr. Konrad Keilhack so sorgfältig untersuchten lakustrinen

*) Diese Fundstücke von Hohen-Saathen und Charlottenburg habe ich in unserer wissenschaftlichen Jubiläumssitzung vom 22. April 1902 vorgelegt. Vgl. Festschrift (II) zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Brandenburgs.