Heft 
(1903) 12
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15. (7. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjalnes.

XXII. Mitteilungen über das Dorf Friedrichswalde Kreis Teraplin.

Unser Mitglied Herr Arthur Grunow hat die Güte uns folgende Angaben zu machen.

An der Bahn EberswaldeTemplinLoewenberg liegt am grossen und kleinen Prüssnick-See das Dorf Friedrichswalde. Friedrich Wilhelm I. siedelte hier in der steinreichen Uckermark im Jahre 1736 Salzburgische Bauern, 30 Familien, an. Wehmut muss die Leute ergriffen haben im Anblick dieser Feldmark, ihre Berge und Täler hatten sie noch nicht vergessen. Die heutige Einwohnerzahl beträgt 1700. Viele Familien in unmittelbarer Linie von jenen Salzburger Vertriebenen abstammend. Im Ort wird neben ge­ringer Landwirtschaft bedeutende Holzindustrie betrieben. Vor jedem Hause liegen Stapel von fichtenen und eichenen Stämmen, auch wieder grosse Massen von Pappeln, besonders die Schwarzpappeln, sowie Birken. Die Schwarzpappel wird in dieser Landschaft sehr kultiviert, reihenweise habe ich dieselbe an den Landstrassen bemerkt, Bäume die 6070 Jahre und darüber hinaus alt sind.

Von dem Fleiss der Bewohner in der Anfertigung von Holzsachen stellen Zahlen Zeugnis aus. Es wurden im letzten Jahre angefertigt 5000 Dutzend Paar Ilolzschuhe 4000 Schock Tabe ln (Tabelkiepen, das a ist wie a im Englischen all "zu sprechen), im OrtKalit genannt, und '/, Million Dachspliesse. Diese Waren werden nach Pommern mit der Axe, nach Preisen und Mähren mit der Bahn verhandelt. Ausserdem werden gleiche Artikel und Kellen, Quirle, Schippen für die Provinz angefertigt.

Die Kirche des Orts wurde 1800 neu erbaut. Die 2 Glocken sind von Gustav Collier aus Zehlendorf 1890. Aus der alten Kirche stammt nur ein Zinnteller mit der Inschrift auf der Rückseite des Randesfein englisch Blockzinn 1740 und die Wetter-Fahne. Diese wurde beim Neubau der Kirche auf dem Dach des Spritzenhauses untergebracht. Vom 4. Mai 1763 trägt die Fahne noch die Anfangsbuchstaben jener Namen, deren Träger sich bei der Ansiedelung hervorgetan hatten. Es wurde mir bereitwilligst gestattet, diese Fahne in meine weitere Obhut zu nehmen Ich habs getan. Auf der heut vorgclegten grössern Photographie des Spritzenhauses prangt die Fahne oben in der Spitze. Dies Häuschen ist Eichen-Fachwerk mit Feld­stein-Ausmauerung und neuem Dach. An dem vorderen Eckpfahl ist das Halseisen erkennbar. Auch dieses ist im konservatorischen Interesse von mir in Sicherheit gebracht. Eine zweite herumgereichte Photographie stellt die Kirche dar. Im Vordergründe links das Spritzenhaus ohne Fahne und Eisen. Unerwähnt will ich nicht lassen, dass mir auch der Eckpfahl des Hauses angeboten wurde beim Einsetzen eines andern. Bei der Untersuchung und geringer Freilegung des Fundament-Balkens geriet das Häuschen aber aus der Richtung; ich habe daher diese Zuwendung abgelehnt.

Das Schulhaus ist vom Jahre 1845 laut eingemauertem Stein links der Hoftüre.