Heft 
(1903) 12
Seite
13
Einzelbild herunterladen

15. (7. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

13

Ung. Hradiste in Mähren vom 1. Januar d. J. erscheinenden recht hübsch illustrierten Zeitschrift. Die Magyaren geben doch wenigstens ein Resume ihrer magyarischen Artikel in Französisch, die Kroaten in Deutsch. Pravek scheint dies nicht zu beabsichtigen, diese Zeitschiift ist des­halb für fast alle unter uns gänzlich unverständlich und ein Schriften­austausch für Berlin und die Provinz Brandenburg so gut wie nutzlos.

XXI. Knochenschlittschuh, Knochen ; kufe, Knochenkeitel. Ein Beitrag zur näheren Kenntnis der prähistorischen Langknochenfunde. Von Otto Hermann in Budapest. Mit 32 Textabbildungen und einer Tafel. (Sonderabdruck aus Band XXXII [Der Dritten Folge Band IIJ derMitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien) Wien 11102. Mit 32 Textabbildungen und einer Tafel.

In der Brandenburgia-Sitzung am 24. November 1897 (Monats­blatt VI. S. 317327 sprach ich, unter Vorlegung verschiedener eigen­tümlich geglätteten, zum Teil durchbohrten Langknochen (Metatarsus und Metacarpus von Equus und Bos), über die Verwendung von der­gleichen Geräten, wie sie sich seit der Steinzeit bis zur Gegenwart hin und da auch in der Provinz Brandenburg erhalten haben, über 1. Schlittsclnihknochen ohne Durchbohrung, 2. solche mit Durchbohrung, 3. Schlittenknochen für Kinder, 4. desgl. für Erwachsene, 5. Pferde­schädel als Schlitten, b. Pferde-Unterkiefer-Paare mit Sitzbrett als Kinder­schlitten, 7. Unterkieferknochen vom Schaf als Schlittschuh montiert, 8. Gnidelknochen zum Glätten (Appretieren) der Leinewand, 9. Webe­knochen.

Mein verehrter Freund Otto Hermann in Budapest, dem die Volkskunde schon so viele schöne und neue Bereicherungen verdankt, hat unter freundlicher Erwähnung unsers Brandenburgia-Monatsblatts, das eingangs erwähnte Kapitel mit grösster Umsicht und völliger Be­herrschung eines reichen Stoffes behandelt. Die Knochenkeitel, Netz- bescliwerer, sind in der Hauptsache, wie ich bereits früher in der Brandenburgia erwähnt, dem magyarischen Reiter- und Fischervolk an der Theiss eigen. Die Abbildungen von Eugen Koszkol sind unüber­trefflich gelungen. Es sei mir gestattet, aus der allen Volks- und Heimatkundigen bestens zu empfehlenden Abhandlung von Adolf Miillner folgendes Zitat (Der neunundzwanzigste Februar, veröffentlicht im Jahre .1826), anzuführen:

Als aus der Schul wir waren,

Spielten wir und ballten Schnee,

Führten Krieg und von der steilen Höh

Wo das Hochgericht ist, glitten Wir hinab auf Knochenschlitten.