Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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So wie diese 8 Fahnenspitzen einzeln gerettet worden sind, können auch noch mehr nach Berlin gelangt sein, ohne dass sie an die Heeres­verwaltung abgeliefert wurden, und eine solche könnte dann an der Fundstelle im Tiergarten zufällig auch verloren gegangen oder weg­geworfen sein. Dass den nach Paris gebrachten Trophäen noch mehr Spitzen gefehlt haben können, als die 8 oben verzeichneten, ist möglich, weil von den 192 Infanteriefahuen-Resten nur 39 aus der Seine heraus­gefischt werden konnten, wobei natürlich zugegeben werden muss, dass viele im Flussbett nicht mehr gefunden wurden, ja auch schon beim Transport der Asche nach der Seine verloren gegangen sein können. """"Andererseits aber ist es auch möglich, dass noch mehr Fahnen­spitzen bei der Katastrophe von 1809 gerettet, später an die Heeres­verwaltung abgeliefert und im Zeughaus verwahrt worden sind, weil Aufzählungen der so geretteten Feldzeichen aus den ersten Dezennien nach 1809 nicht bekannt sind und das vorstehende Verzeichnis erst nach 1871 auf Grund der Bestände im Zeughaus aufgenommen ist. Dann liesse sich unser Fund so erklären, dass er aus dem Zeughause herrührt, und zwar bei der Erstürmung des Zeughauses durch das Volk am 14. Juni 1848 wegen vermuteten Goldwerts von einem Strolch geraubt und, nachdem dieser beim Tageslicht erkannt, dass es nur ver­goldetes Eisen und das Metall ohne Wert ist, an der Fundstelle weg­geworfen worden ist. In dem Streckfussschen Bericht über den Zeughaus- sturm heisst es:dass alle diejenigen (Bürger und Arbeiter), die sich lediglich mit Waffen und Munition für den Kampf versorgen wollten, nach ihrer Ausrüstung sich entfernten, dass aber noch ein nichts­würdiger beutegieriger Pöbel, wie er sich überall findet, im Zeughause zurückblieb und in blinder Zerstörungswut und ekelhafter Raubsucht dort hauste. Es wurden die alten, zum Gebrauch völlig untauglichen Waffen geraubt, die nur als historische Erinnerungen Wert hatten. Auch die Fahnen und Trophäen wurden herabgerissen und das Diebsgesindel scheute sich nicht, diese wertvollen Andenken aus Raublust zu verstümmeln.

Die meisten der so geraubten Sachen wurden zwar sogleich, nach der Umstellung des Zeughauses seitens der Bürgerwehr, den aus den Fenstern fliehenden Strolchen wieder abgenommen, doch mochten manche trotzdem ihren Raub in Sicherheit gebracht haben, namentlich, wenn es sich um kleinere Sachen, wie Fahnenspitzen handelte, die am Körper leicht zu verbergen waren.

Noch auf einen andern Vorgang möchte ich hinweisen, der mit dem Funde in Beziehung gebracht werden könnte. In der allgemeinen Bestürzung, die unmittelbar nach der Nachricht vom Jenaer Unglück in Berlin herrschte, hatte man doch nicht unterlassen, einige Bergungsakte vorzunehmeu. So wurden die Kassen und ein grosser Teil der Archive