Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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Otto IV erwartet haben könnte, er solle ihm die Lehnshoheit über Pommern bei Dänemark erwirken, ist ganz unglaublich. Offenbar war Albrecht II. durch Unternehmungen im Osten, die einen dänisch- poinmerschen Protest zur Folge hatten, so stark engagiert, dass er nicht mit seiner ganzen Macht dem Kaiser zur Verfügung stand. Dieser soll daher den Versuch einer Einigung in der Weise machen, dass er gütlich den Widerspruch der Dänen und Pommern gegen gewisse Aktionen des Markgrafen zum Schweigen bringt. Der Barnim befindet sich 1212 in so gesichertem askanischen Besitz, dass für denselben eine kaiserliche Vermittelung überflüssig ist; es müssen vielmehr Neuerwerbungen von Seiten Brandenburgs erfolgt sein, die einen Kriegsfall schufen. Die geschichtlich unanfechtbar bezeugte Anlage von Oderberg leitet uns auf die Spur, wo die Ausdehnung der Herrschaft Albrechts zu suchen ist. Dazu berichten dänische Annalen zum Jahre 1214, dass Stettin und Pasewalk von den Dänen den Brandenburgern wieder abgenommen seien. Auch eine pommersche Urkunde vom Jahre 1223 spricht von einer deutschen Invasion und einer Besetzung Stettins zur Zeit Bogislavs II. Offenbar war also der Vermittelungsversuch des Kaisers gescheitert und der Markgraf bis in die nördliche Uckermark und bis an die Oder vor- gedruugen. Wurde er auch durch die Dänen aus den letzteren Positionen zurückgeworfen, so gab er doch weder die bisher gemachten Eroberungen auf, noch war der Krieg damit aus, der vielmehr erst im Jahre 1219 durch päpstliche Vermittelung beendet wurde. Wieder ist es das Befestigungs­netz des Landes, welches uns das Bild des askanischen Okkupations­verfahrens erhalten hat. Unter Überschreitung der Havelgrenze bei Fürstenberg und Zehdenick und der Finowlinie bei Eberswalde und Niederfinow' wurden in der Uckermark die Befestigungen Lychen, Templin, Bretten, Grimnitz und Oderberg, hierauf etwa je 15 Kilometer weiter nordöstlich die Befestigungen Feldberg, Boitzenburg, Gerswalde, Freden- walde, Greiftenberg, Angermünde geschaffen, die sämtlich unter Be­nutzung topographischer Hindernisse die Strassen blokierten, welche Zugänge von Pommern her in das annektierte Gebiet vermittelten. Die Linie Feldberg-Angermünde bildet dieGrenze der Eroberungen Albrechts II. im Uckerland. Was nördlich derselben lag, blieb im pommerschen Be­sitze bis 1250. Nur auf der Basis Feldberg-Lychen, Fürstenberg ist die Abtretung des Landes Stargard - Wustrow - Beseritz, des heutigen Mecklenburg-Strelitz, im Jahre 1236 erklärlich, das so den früheren askanischen Erwerbungen gleichsam die Spitze aufsetzte.

Die Erkenntnis dieser Sachlage ist durch die ungenaue Bezeichnung der märkischen Fürstenchronik getrübt worden, welche die Uckermark bis zur Welse durch Kauf an Johann 1. und Otto III. übergehen lässt; sie ist nicht gekauft, sondern gegen das Land Wolgast eingetausclit und die Welse spielt nicht die Rolle, die ihr in jenem Zeugnis zugewiesen