Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

sich fast wertloses, wahrscheinlich waldbedecktes Ländchen, nach den weit überwiegend deutschen Ortsnamen zu schliessen, aber wichtig als Ausgangsstelle weiteren askanischen Vordringens nach Westen, Norden und Osten. Von hier aus wurde die Rhinliuie erreicht, wo die Burgen Alt-Ruppin und Rheinsberg beide auf dem Ostufer des Flusses, die Zugänge aus dem westlich gelegenen Slaventerritorium schlossen. Von hier aus wurde havelaufwärts Fürstenberg gegen Mecklenburg und Pommern vorgeschoben. Von hier aus erfolgte endlich, wenn auch nicht ausschliesslich, die Okkupation der südwestlichen Uckermark.

Für die Zeitbestimmung sind in erster Linie entscheidend die An­gaben, welche oben über Bötzow-Neumühl gemacht sind, in zweiter Linie die Daten, die uns Ruppin vermittelt. So vorzüglich die Burg dieses Namens geeignet war, die Rhingrenze zu sperren, so wenig scheint sie zu einer Stadtanlage qualifiziert gewesen zu sein. Nachdem das Land zwischen Rhin und Temnitz, das von dem Burgort aus erobert wurde und von ihm den Namen trägt, in deutsche Hände gelangt war, bildete sich am Westufer des Ruppiner Sees, wenige Kilometer von der Burg entfernt, ein städtisches Gemeinwesen: Neu-Ruppin. Dort wurde 1246 ein Dominikanerkloster durch Wichmann von Arnstein gegründet, und da dieser Orden sich grundsätzlich nur in bedeutenderen Städten niederliess, muss damals Neu-Ruppin bereits ein volkreicher Ort gewesen sein, wenn derselbe auch erst 1256 Stadt im Vollsinn des Wortes wurde. Zu einem solchen Wachstum gehört Zeit und da der Burgort jedenfalls bei weitem, schon nach dem Namen, älter war, so werden wir nicht fehlgehen, wenn wir die Befestigung der Rhinliuie etwa ums Jahr 1200 ansetzen; zeitlich wird dem die Nordbewegung an der Havel vermutlich bald nachgefolgt sein, welche in Fürstenberg ihren End­punkt fand.

Über seiner Kolonisierungstätigkeit in Teltow und Barnim, wahr­scheinlich auch um Zehdenick-Grausee, hat Albrecht II. die pommersch­dänische Frage nicht aus den Augen verloren. Die märkische Fürsteu- chronik mit der ihr eigenen Ungründlichkeit in Sachen der älteren märkischen Geschichte weiss nur von seiner Gründung Oderbergs; aus deutschen, pommerschen und dänischen Quellen aber wissen wir mehr.

Im Jahre 1212 schloss der Markgraf einen Vertrag mit dem Kaiser Otto IV, in welchem letzterer verspricht, zwischen ihm und den Dänen und den Slaven zu vermitteln; sollte der Vermittlungsversuch fehlschlagen, so verheisst der Kaiser dem Askanier seinen tatkräftigen Beistand. Fragt man nach dem Anlass dieser Abmachungen, so ist das Eine klar, der Kaiser bedarf gegen seine zahlreichen Feinde, die seit der Er­hebung Friedrichs II. zum Gegenkaiser ihm die Krone streitig machten, dringend der Hülfe des Markgrafen. Dass dieser als Entgelt dafür von