Heft 
(1903) 12
Seite
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122 19- (9- ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

der der Mölner von Euzdorf vor 500 Jahren sein Wesen trieb, wurde vor etwa 100 Jahren abgebrochen und nach Prenden gebracht, weil man nicht mehr genug Wasser hatte. Aber auch dort sind ihre Tage gezählt, weil der Wasserstand der Seen bei Prenden von Jahr zu Jahr abnimmt, wie er beim Liepnitzsee bereits abgenommen hat.

Wenn einst Vater Bartusch nicht mehr sein wird, dann wird auch niemand mehr das alteMühlenfeld von Euzdorf bei der sagenhaften Festung zeigen können. Wir beide kennen noch die Stelle, wo das letzte Holzkreuz des ehemaligen Dorfkirchhofs zwischen den hohen Kiencnstämmen stand.

In Lanke dreht sich zwar noch das Rad derMahlmühledie Nacht und auch den Tag; aber in der Hellmühleda geht däsTRad nicht mehr, und ebenso steht es mit der Langen-Röxmer Mühle. Als mir die Wirtin in der Hellmühle vor Jahr und Tag das letzte Butterbrot vorsetzte und ich mit dem Brusttöne der ehrlichsten Überzeugung den prachtvollen selbst­gewonnenen Landschinken rühmte, antwortete sie mir:Ja, der ist auch schön, den haben wir uns von Hinterlach in der Leipziger Strasse schicken lassen. So gehts auch mit andern Dingen. Alles, was man zum Leben braucht, bezieht man aus der Stadt, die alles billiger und teilweise auch besser liefert; selbst das Geld, welches die Wirte den Ausilüglern abnehmen.

Zum Schluss teile ich noch zwei Spinnstubenlieder aus der Ützdorfer Gegend mit, von denen das eine wie vorerwähnt noch eine Strophe mehr als in dem Bartelsschen Aufsatz enthält.

A.

In des Gartens dunkler Laube Sassen einstmals Hand in Hand,

Ritter Ewald neben Minna In der Liebe festgebannt.

Ritter Ewald sprach ganz tröstlich,

Minna lass das Weinen sein, t'bers Jahr, wenn Rosen blühen,

Werd ich wieder bei Dir sein.

Und kaum war ein Jahr verflossen,

Und die Rosenknospe brach,

Schlich,sich Erwin in den Garten,

Wo er sie zuletzt noch traf.

Und was sah er da von ferne?

Einen Grabeshügelstein

Und es stand darauf geschrieben:

Deine Minna ruht darein.

Und er ging ins nahe Kloster,

Legte Schwert und Panzer ab,

Und gedachte stets an Minna,

Wenn der Mond am Himmel stand.