Heft 
(1903) 12
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19. *(9. ordentliche) Versammlung des XI. Vereiirfjahres.

den jungen Männern begleitet. Des Sonntags kamen sie wieder zusammen und die Mädchen nähten bis 8 Uhr. Darnach spielte ein junger Mann auf einer Flöte oder einer Ziehharmonika und die Paare tanzten. Wenn die Spinnstube 4 Wochen gedauert hatte, dann kauften die jungen Mädchen und die jungen Männer Bier, und es wurde immer ein sehr vergnügter Abend veranstaltet. 8 Tage vor Schluss der Spinnstube gab es Kaffee und Kuchen. Das Beste von der Spinnstube waren die 14 Tage vor Weihnachten. In diesen kam der Knecht liupprecht und zwar in der Woche ein paar mal, jedoch immer in einer anderen Gestalt. Der Knecht Ruppreeht kam z. B. zu Pferde als Reiter. Das Pferd bestand aus zwei Sieben, welche mit Stricken so befestigt waren, dass sie der Reiter über die Schulter nehmen konnte. Das eine Sieb war vorn, das andere hinten, vorn wurde ein Pferdekopf be­festigt und hinten ein Schweif. Über die Siebe wurde ein Laken gebreitet, welches in der Mitte aufgetrennt war und dem Reiter so übergeworfen wurde, dass das Laken wie eine Pferdedecke aussah, sie kamen noch als reisender Handelsmann, als Spielmann, als Bettler und auch als TIandwerksbursche. Etliche zogen sich als Frau oder als junges Mädchen an; denn es waren alles Männer.

D. Abbildungen und Photographien

XXII. Berlin aus der Vogelschau. Der Liebenswürdigkeit u. M. Herrn August Förster verdanken wir zwei interessante photo­graphische Ansichtskarten Lützow-Platz und Nollendorf-Platz deren Aufnahmen 300 m hoch über dem Gelände gemacht wurden. Ich weiss nicht, ob Photographien von Berlin und Umgegend aus solcher Höhe in weiteren Kreisen bekannt sind.

XXIII. U. M. Herr Heumann hat den Schneckenberg im Schloss­park von Nieder-Schönhausen photographiert und das Bild dann im Verhältnis von 18x24 vergrössert.

Unter Schneckenbergen vei'steht man in Deutschland, wie ich schon früher angedeutet, zwei ganz verschiedene Anlagen.

In Süddeutschland, der Schweiz u. a. Ländern legt man zur Zucht essbarer Schnecken kleine bewachsene Hügel an, die man mit Gräben umzieht, damit die Schnecken (meist Helix pomatia L.) nicht entwischen können.

In Norddeutschland hat man zur Zeit des altmodischen Gartenstils künstliche Hügel mit spiralig (schneckenförmig) gewundenen Wegen an­gelegt und diese Anlagen Schneckenberg genannt. Zu diesen letzteren Schneckenbergen gehört der Hügel im Schönhauser Schlossgarten. Das Profil ist etwas wie so manches im dortigen Park verwischt und verfallen, dafür aber mit sehr schönen Bäumen, namentlich Nadelhölzern, bestanden.

XXIV. Aus Rüdersdorf hat uns u. M. Herr Dr. Fiebelkorn 4 anschauliche Photographien, aufgenommen am 21. d. M., mitgeteilt,