19. (9. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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Tongefässe, Metall- und Knochen-Gerät und Abfälle, die der leitende Baumeister, unser Mitglied, Herr Broniatowski sorgfältig sammeln liess und von denen ich einige Gefässe zur Ansicht vorlege. Es sind darunter die Typen von Wirtschaftsgefässen vertreten, die der Übergangszeit von der wendischen zur christlichen Kultur, dem 12. Jahrhundert angehören, wie 2 Gefässe mit abgerundetem Boden; ferner eine weitere Entwickelung dieser Typen während des 13. und 14. Jahrhunderts in 'Verzierung und Formen Wechsel. Aus dem 15. und 16. Jahrhundert fand sich in jenen Braudschichten nichts mehr. Um zu zeigen, welcher Töpferei- Fortschritt im 15. Jahrhundert sich entwickelte, habe ich diesen durch den darin verwahrten Münzenfund chronologisch beglaubigten Topf aus der Mitte des 15. Jahrhunderts mitgebracht, der den Unterschied recht vor Augen führt.
Auf derselben Baustelle wurde noch, 3,5 m unter Strassen-Niveau, ein Fund gemacht., der ein anthropologisches Interesse bietet. Es war ein menschliches Skelett, einem kräftigen Mann in mittleren Jahren ungehörig; auch einige Reste eines Pferdes befanden sich nahe dabei. Das Museum konnte leider nur noch den Schädel retten; die anderen Knochen wurden von Polizei wegen anderweitig bestattet. Der Schädel hat die Massverhältnisse eines Kurzschädels (brachycephal) denn seine Breite verhält sich zur Länge, wie 8(5: 100, während 77 : 100 als Durchschnitt gilt. Rudolf Virchow pflegte die hier vorkommenden Kurzschädel den Slaven zuzuschreiben, die Langschädel den Germanen. Diese Unterscheidung findet durch unsern Fund eine Bestätigung. Denn die Bestattung kann an der Stelle nicht mehr erfolgt sein, nachdem sie die zur Gründung der Stadt hergekommenen deutschen Kolonisten bereits zur Bebauung okkupiert hatten. Vorher aber bestand hier nur die Ansiedelung auf der Insel Kölln und zwar von wendischer Bevölkerung. Diese kann auf dem damals freien Gelände von Berlin sehr wohl eine Begräbnisstätte gehabt haben und deshalb kann der einstige Träger unseres Schädels auch wahrscheinlich ein Wende gewesen sein.
XXV11. Herr Direktorial-Assistent Dr. Kurt Regling: Ansichten Berliner Gebäude auf Medaillen des ersten Königs.
Die Medaillenkunst, d. h. die Kunst, auf münztechnischem Wege münzähnliche Stücke herzustellen, die durch Wort oder Bild die Erinnerung an gleichzeitige oder vergangene Ereignisse oder Personen festzuhalten bestimmt sind, ist bis in das klassische Altertum zurückzuverfolgen. Die Griechen bedienten sich der Typen und Aufschriften ihrer Courantmünzen häufig zu diesem Zweck, die Römer schlugen zuerst Stücke, die ohne Courantgeld zu sein nur um jenes Zweckes willen geschaffen wurden. Nachdem mit Ausgang des Altertums diese Sitte in Verfall und Vergessenheit geraten war, brachte sie die Renaissancezeit wieder zu Ehren und zu ungeahnter Blüte.