Heft 
(1903) 12
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i. (i. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres

Sonnabend, den 4. April 1903, Nachm. 3 Uhr.

Besichtigung der Königl. Sternwarte am Encke-Platz.

Es war eine recht ansehnliche Zahl von Mitgliedern, die sich zur angegebenen Zeit in dein bekannten monumentalen Schinckelschen Bau am Ende der Charlottenstrasse zusammen gefunden hatte. Gäste waren diesmal wegen Beschränktheit des Raumes ausgeschlossen.

Der Direktor der Sternwarte, Geh. Regierungsrat Professor Dr. Foerster übernahm selbst die gütige Führung. Leider konnte der grosse Reflektor in der drehbaren Kuppel nicht gezeigt werden, da er z. Z. einer Reparatur wegen demontiert war. In dem Rundgange am Fusse der zur Kuppel führenden Treppe wurde zunächst eine grosse Mondkarte erklärt. Sie enthält in vollendeter Deutlichkeit und An­schaulichkeit alle topographischen Einzelheiten der uns zugekehrten Seite des Mondes, die Ringgebirge, die einzelnen Berge, die Thäler und die Meere genannten, bedeutendsten Tiefebenen, welche in der Vergangen­heit wohl auch tatsächlich Meere waren, heute aber, wo wahrscheinlich alles Wasser auf dem Monde, der keine Atmosphäre mehr besitzt, ver­schwunden ist, als dunklere Flächen erscheinen, weil sie als alter Meeresboden das Sonnenlicht nicht so stark reflektieren, wie die Fels­gesteine der Gebirgsgegenden. Geh. R. F. erläuterte in lichtvoller Weise, wie es komme, dass wir immer nur eine Seite des Mondes sehen, weil seine Achsendrehung mit der Umdrehung der Erde zeitlich zusammen- fällt. Der Mond zeigt uns die Entwickelung, welche vielleicht in Äonen auch die Erde nehmen wird. Als der soviel kleinere Körper ist er in der Erkaltung viel weiter als die Erde vorgeschritten, die Gas­umhüllung hat seine schwächere Anziehungskraft nicht festzuhalten ver­mocht. Ob er noch innere Glut enthält, wissen wir nicht. Gewisse kleine Veränderungen seiner Oberfläche scheinen darauf hinzudeuten, dass er noch nicht völlig erloschen ist; doch ist die Zeit seit der ersten